Freitag, 28. März 2003

RECHTSEXTREME / Umstrittene Sonderprogramme

Renaissance der braunen Rattenfänger

160 Millionen Euro steckt der Staat in Projekte. Eine Geldverschwendung? Der Erfolg ist schwer messbar – das zeigen Beispiele aus Rostock und Bielefeld.

Autor: JÜRGEN KAHL

Wo viel Geld ausgegeben wird, dürfen Erfolge erwartet werden, zumal, wenn in ein Projekt so viele gute Absichten investiert worden sind wie in das im Sommer 2000 aufgelegte nordrhein-westfälische Sonderprogramm „Kommunen gegen Rechtsextremismus“. Da war es fast konsequent, dass der Düsseldorfer SPD-Innenminister Fritz Behrens in dem Abschlussbericht zwei Jahre später die eigenen hoch gesteckten Erwartungen großzügig bediente. Das Programm, so die ministerielle Lesehilfe, habe „in eindrucksvoller Weise gezeigt, dass Rechtsextremismus in der breiten Öffentlichkeit auf strikte Ablehnung stößt“.

Während dieser entlastende Befund damals auf keinen nennenswerten Widerspruch stieß, hatte die Bundesministerin für Familie und Jugend, Renate Schmidt, kürzlich in der Haushaltsdebatte des Bundestages beim gleichen Thema einen weit schwereren Stand. Regierung und CDU/CSU-Opposition standen sich bei der Entscheidung über die Fortschreibung der beiden hauseigenen Förderprogramme gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit (für Civitas und Entimon sind für 2003 weitere 20 Millionen Euro eingeplant) zerstritten gegenüber.

Alarmiert von einer Serie rechtsextremistischer Anschläge, hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder im Sommer 2000 zum „Aufstand der Anständigen“ aufgerufen. Droht dem, was von diesem dramatischen Appell zur Wehrhaftigkeit gegen Rechts noch übrig ist, nun ein ähnlich klägliches Ende? Anzeichen dafür, dass es bröckelt und der Parteienstreit der Absetzbewegung noch Vorschub leistet, gibt es genug.

Die Lichter gehen aus

In Sachsen-Anhalt hat die schwarz-gelbe Koalition gleich nach der Regierungsübernahme die Finanzierung der von der Vorgängerregierung aufgelegten Landesinitiative „Miteinander e. V.“ so gut wie eingestellt, weil Aufwand und Ertrag in keinem vertretbaren Verhältnis stünden. Im rot-rot regierten Mecklenburg-Vorpommern gingen beim „Verein für Demokratie und Toleranz“ Ende 2002 just zu dem Zeitpunkt die Lichter aus, als das Projektpersonal nach Qualifizierung und Fortbildung gerade einsatzfähig war.

Und es werden viele kritische Fragen aufgeworfen. Als die Opposition in der Haushaltsdebatte Nutz und Frommen der Sonderprogramme kategorisch in Abrede stellte und forderte, mit den dafür aufgewendeten Mitteln sinnvoller die Etats der regulären Jugend- und politischen Bildungsarbeit aufzustocken, fand sie auch außerhalb des eigenen Lagers willkommene Argumentationshilfe: in einer Mängelrüge aus dem Bundesrechnungshof und in einem Fachgutachten, das die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegeben hatte.

Obwohl der Magdeburger Politologe Roland Roth seine Zwischenbilanz („Bürgernetzwerke gegen Rechts. Evaluierung von Aktionsprogrammen und Maßnahmen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit“) als konstruktiven Beitrag zur Optimierung verstanden wissen wollte, bewirkte seine Kritik in der Öffentlichkeit eher das Gegenteil. Die konzeptionellen Schwächen der Programme, schrieb Roth, nährten den Verdacht, dass es sich „mehr um Instrumente einer symbolischen Politik handelt, deren Effekt zentral darin liegt, politische Handlungsfähigkeit zu demonstrieren“.

Der Bundesrechnungshof befand die Mängel bei der Programmevaluierung für so gravierend, dass er sein Monitum an die Adresse der Bundesregierung mit der Empfehlung verband, die Mittelvergabe so lange auszusetzen, bis eine regelmäßige und systematische Erfolgskontrolle gewährleistet sei. Bundesweit haben sich über 900 Initiativen dem „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ angeschlossen, das über seine Geschäftsstelle beim Bundesinnenministerium Anregungen gibt, Projektpartner zusammenbringt und den lokalen Initiativen ein Forum für den Erfahrungsaustausch und die öffentliche Darstellung ihrer Aktivitäten bietet. Rechnet man die Förderansätze für Civitas, Entimon und das aus dem Sozialfonds der EU mitfinanzierte Xenos-Programm zusammen, werden bis 2006 in viele tausend Projekte insgesamt rund 160 Millionen Euro geflossen sein.

Jäher Absturz

Aber was sagen die oberflächlich eindrucksvollen Zahlen aus über den Zugewinn an Bürgerengagement gegen Rechts? Wie lässt sich schließen auf die Breitenwirkung von Einstellungs- und Verhaltensänderungen, gerade dort, wo politischer Frust und soziale Deklassierung braunen Rattenfängern in die Hände spielen – wie in verschiedenen ostdeutschen Regionen?

Wer an der Basis nachforscht, findet eine Mischung von Ermutigendem und Problematischem, die sich pauschalen Urteilen widersetzt und mehr differenzierende Nachdenklichkeit verdient. Beispiel Rostock: Dort betreut die Sozialwissenschaftlerin Gudrun Heinrich im Rahmen des Xenos-Programms seit drei Jahren ein Projekt, das Berufsschullehrer für die Auseinandersetzung mit Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit im Unterricht fortbildet.

Die Kursteilnehmer treffen sich viermal im Jahr, was eine intensive unterstützende Begleitung der praktischen Arbeit ermöglicht. Aber auch die Probleme sind nicht zu übersehen. Weil es an zivilgesellschaftlichen Strukturen fehlt und die Altvereine für demokratisches Engagement kaum ansprechbar sind, seien geeignete Projektpartner für die Bildung von Netzwerken gegen Rechts kaum zu finden. Und wenn die Programme eines Tages auslaufen, so ihre Befürchtung, drohe ein „jäher Absturz“.

Oder Bielefeld: Außerhalb der etablierten Jugendeinrichtungen hat sich dort aus dem „Mädchentreff Bielefeld e. V.“ ein Projektansatz entwickelt, den das „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ vor zwei Jahren mit einem Preis auszeichnete und damit bundesweit bekannt machte. Rap- und Hip-Hop-Kurse sind das Medium, das die Pädagogin Sabine Lück mit einigem Erfolg einsetzt, um junge ausländische und deutsche Frauen zusammenzubringen und „ohne moralischen Zeigefinger“ Ausgrenzungserfahrungen und Vorurteile gegen Ausländer aus dem beflissenen Verschweigen herauszuholen und zur Sprache zu bringen.

Dass die Initiative „Girls act“ nun von Entimon gefördert wird, ist für die Projektleiterin allerdings eine zweischneidige Sache. Mit dem zusätzlichen Geld kann sie nun auch in den Schulen mit der interkulturellen Arbeit beginnen und Multiplikatoren ausbilden. Andererseits verlangen die komplizierten Antrags- und Abrechnungsverfahren einen bürokratischen Aufwand, der gerade die kleineren Träger, die das Geld am dringendsten brauchten, völlig überfordere.

Wer schnelle Erfolge bei der Eindämmung von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit erwartet hatte, den muss die aktuelle Entwicklung entmutigen. Die Gesamtzahl rechtsextremistisch motivierter Straf- und Gewalttaten hat nicht ab-, sondern im vergangenen Jahr mit bundesweit 10 579 registrierten Fällen (das entspricht 80 Prozent aller politisch motivierten Straftaten) erneut zugenommen. Ein stichhaltiges Argument für das „Jetzt erst recht“, womit Ministerin Schmidt im Bundestag die Fortschreibung der Aktionsprogramme verteidigte, oder „Schluss mit den Sonderprogrammen“, wie das die Opposition fordert?

Der Leiter des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes, Hartwig Möller, ist zu lange im Geschäft, um sich über die kurzatmigen Pendelschläge zu erregen, mit denen die Politik einmal zum Aufstand gegen Rechts aufruft und das Thema dann wieder aus den Augen verliert. Wie illusionär die Erwartungen schneller Erfolge sind und wie viel Beharrlichkeit und langen Atem es braucht, hat er durch die Erfahrungen mit dem vom Innenministerium initiierten Aussteigerprogramm, das Mitläufer und Aktivisten mit individuellen Hilfsangeboten aus der rechten Szene herauszulösen versucht, wieder bestätigt gefunden.

Wenn Kommunalpolitiker vom grünen Tisch Aktionen gegen Rechts starten, aber keine Ahnung haben, wo sich diese lokale Szene trifft, sei das wenig überzeugend. Aber wenn es dann doch hin und wieder gelinge, einen dieser Jugendlichen in Zusammenarbeit mit dem Elternhaus und Jugendhilfe da herauszuholen, sei das zwar kein Aufstand gewesen, aber ein messbarer Erfolg.

 

 

 

Freitag, 28. März 2003

Geldstrafe für Mahler wegen Volksverhetzung

MAINZ. Das Mainzer Landgericht hat den früheren NPD-Anwalt Horst Mahler wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 7 200 Euro verurteilt. Das Gericht bestätigte damit im Berufungsverfahren ein Urteil des Mainzer Amtsgerichts vom September 2002. Mahler hatte den Attentätern vom 11. September im ZDF seine Hochachtung ausgesprochen und sie opferbereite Krieger genannt.

 

 

 

Freitag, 28. März 2003

Kampf gegen rechte Szene

Etappensieg für Streetworker, die sich um Rudows gefährdete Jugend kümmern

Von Guntram Doelfs

Leicht lässt sich Ralf Schnitter nicht beeindrucken. Der 29-Jährige hat nicht nur ein breites Kreuz, sondern auch sechs Jahre Erfahrung als Türsteher in einer Disco auf dem Buckel. Darüber hinaus hat er eine Ausbildung auf der Bundeswehrfachschule für Erzieher absolviert. Das alles machte ihn für Neuköllns Jugendstadtrat Thomas Blesing (SPD) zu einem idealen Kandidaten für eine heikle Aufgabe: Seit November 2002 ist Schnitter gemeinsam mit einem Kollegen als Streetworker erfolgreich im rechten Jugendmilieu Rudows unterwegs und versucht dort, den gewaltbereiten Jugendlichen ein "wenig mehr Toleranz und einen geringeren Hang zur Schlägerei" beizubringen.

Ihre Vorgänger von Südstadt e. V. hatte Blesing im Herbst vor die Tür gesetzt, "weil es einfach an ausreichendem Engagement für diese wichtige Aufgabe fehlte", so der Stadtrat. Seit Jahren bereitet die rechte Rudower Jugendszene dem Bezirk Kopfschmerzen, sorgte auch immer wieder für hässliche Schlagzeilen. Zuletzt hatte im Herbst 2001 ein rechter Schlägertrupp eine Konfirmandenparty im evangelischen Gemeindezentrum überfallen, weil dort ausländische Gäste mitfeierten.

Seitdem ist die Szene in Bewegung geraten. Von den früher bis zu 50 Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 21 Jahren sind inzwischen "15 bis 20 übrig geblieben, die zum harten Kern gehören", sagt Peter Diebel, Leiter der Polizeiabschnitts 51. Für das Schrumpfen gibt es mehrere Gründe. Zum einen beobachte die Polizei die Treffpunkte der Szene (Rudower Spinne, Rudower Höhe) genau, zum anderen habe sich die Szene gespalten, erklärt Ralf Schnitter. Ältere und extrem ideologisch geprägte Heranwachsende "wandern zu stärker organisierten rechten Gruppen ins Umland oder nach Treptow ab. Zurück bleiben Jugendliche, die zwar gewaltbereit, aber unpolitisch sind", sagt der Streetworker.

Rainer Hadan, Kommissariatsleiter für Jugendgruppen: "Die Lage hat sich beruhigt. Zudem ist die Rudower Szene nicht organisiert und kein Vergleich zu Gruppen wie etwa der "Kameradschaft' aus Treptow." Dennoch hat es vermutlich durch diese Gruppe bis zum vergangenen Sommer Anwerbeversuche an der Rudower Spinne gegeben, bestätigt Peter Diebel.

Für Klaus Smok, Leiter der Jugendclubs NW80 und Trapez und Chef der Streetworker, suchen die rechtsgerichteten Jugendlichen "eher die Geborgenheit in der Gruppe. Sie sind unsicher, von Ideologie wissen sie nichts." Die Kombination aus Hilfe und souveränem Auftreten durch die Streetworker spreche sie an. Wie couragiert die Streetworker an ihre Arbeit gehen, zeigen die gemeinsamen Discos mit rechten und ausländischen Jugendlichen im Jugendclub Trapez. "Anfangs gab es da manche kritische Situation", erzählt Schnitter. Inzwischen wird gemeinsam gegrillt oder geboxt. "Im Boxring spielt "rechts' oder "Ausländer' keine Rolle mehr."

 

 

Freitag, 28. März 2003

Fotoausstellung zeigt „Ausgrenzung“

 

Östliche Altstadt (OZ) „Ausgrenzung“ ist keine riesige Fotoausstellung, die das „Bildungswerk Weiterdenken“ der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen zusammenstellte und die bis zum 24. April im Böll-Haus in der Mühlenstraße zu sehen ist. Es ist aber eine nachdenkenswerte Schau, die in zweijähriger Arbeit des holländischen Fotojournalisten Sacha Hartgers von 1995 bis 1996 in Italien, Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland zusammengestellt und mit Kommentaren versehen wurde.

   Hartgers war als Berichterstatter auch in Kurdistan, Kuwait, Armenien, Bosnien und im Irak für große Zeitungen unterwegs.

   43 Jahre gibt es den von der UNO deklarierten „Internationalen Tag zur Überwindung von Rassismus“. In seinem fotografischen Projekt erblickt Hartgers mit der Kamera Situationen in Polizeirevieren, auf der offenen Straße, in Ghettos, die den alltäglichen Rassismus widerspiegeln. Entwerten, entrechten, vernichten, gleich ob aus Gleichgültigkeit oder in blindem Hass, hier werden menschenverachtende Verhaltensweisen widergegeben.

   Die Ausstellung im Heinrich-Böll-Haus in der Östlichen Altstadt will sensibilisieren, das rassistische Potenzial in Europa zu erkennen und ihm entgegenzutreten.

   Die Ausstellung ist Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr, Freitags bis 14 Uhr für jedermann zugänglich.

 

 

Freitag, 28. März 2003

Die rechtsextremen "Jungs von nebenan" mischen mit

Neonazis skandieren bei Anti-Kriegs-Demonstrationen völkische Parolen / Nicht alle Friedensaktivisten grenzen sich ab

Neonazis wollen vor US-Kasernen in Hanau demonstrieren; in Ostdeutschland versuchen sie, die Friedensbewegung als Plattform für rechtsextreme Parolen zu nutzen.

Von Heike Kleffner (Berlin)

In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt versuchen Rechtsextreme teilweise massiv, Anti-Kriegs-Demonstrationen zu unterwandern und zu vereinnahmen. Das hat Manfred Stenner festgestellt, Geschäftsführer des Netzwerks Friedenskooperative. Beispiel Halle: Hier nahmen Anhänger der militanten Freien Kameradschaften zum vierten Mal innerhalb von acht Wochen an einer Montagsdemonstration des örtlichen Friedensbündnisses teil.

Die Neonazis setzen auf Ostalgie: Mit dem Aufdruck auf T-Shirts: "Nationalisten für Frieden und Sozialismus" lassen sie einen Slogan der SED-Jugendorganisation - rechts gewendet - wieder aufleben. Auf Transparenten prangern sie eine "US-Tyrannei" an und suchen mit völkischen Parolen wie "Kein deutsches Blut für fremde Interessen" Anschluss an die Friedensbewegung.

Bemühungen, die Neonazis aus der Demonstration auszuschließen, scheiterten in Halle bislang. Der RechtsextremismusExperte David Begrich vom Verein Miteinander kritisiert, die Polizei habe den Neonazis "offensiv die Teilnahme an der Demonstration ermöglicht". Eine Gruppe von Schülern, die die lautstarken Rechten von den Reihen der Friedensdemonstranten fern halten wollte, sei durch Polizisten "abgedrängt worden, ohne dass ihnen Erwachsene zur Seite standen".

Von einer Mischung aus Ignoranz und Hilflosigkeit spricht Matthias Gärtner, PDS-Landtagsabgeordneter in Sachsen-Anhalt, wenn er den Umgang mancher Friedensaktivisten mit der extremen Rechten beschreibt. Ihn ärgert, dass eigene Parteifreunde argumentieren: "Gegen den Krieg brauchen wir jeden." Bekennende Neonazis würden als "die Jungs von nebenan" verharmlost. Gärtner moniert deshalb: "Bei vielen scheint der Aufstand der Anständigen schlicht in Vergessenheit geraten zu sein."

Diese Erfahrung musste auch Günther Hoffmann vom Bündnis "Bunt statt Braun" in Anklam (Mecklenburg-Vorpommern) machen. Dort sahen sich am 1. März rund 300 Friedensaktivisten mit 100 Rechtsextremen der "Pommerschen Aktionsfront" konfrontiert. Angesichts der massiven Präsenz der Rechtsextremen im Alltag verwundere es nicht, so Hoffmann, dass sie sich auch bei der Demonstration zeigten. Sein größtes Problem: "Parteienvertreter haben oft wenig Berührungsängste, wenn sich Rechtsextreme den Friedensdemonstrationen anschließen."

Die Berliner PDS-Abgeordnete Elke Breitenbach fordert mittlerweile von ihrer Partei eine klare Positionierung, denn der "mancherorts sehr starke und plumpe Anti-Amerikanismus der PDS-Parteibasis" sei ein Einfallstor für die Rechten. Neben Versuchen, die Friedensbewegung als Plattform für rechtsextreme Parolen zu nutzen, planen die Neonazis, die durch das gescheiterte NPD-Verbotsverfahren beim Bundesverfassungsgericht Aufwind erhalten haben, eigene Aktivitäten zum Irak-Krieg. So wollen die militanten Freien Kameradschaften um den Hamburger Neonazi Christian Worch gemeinsam mit der Jugendorganisation der NPD am Samstag vor den US-Kasernen in Hanau demonstrieren. Die Stadt hat den Aufmarsch verboten, die Neonazis klagen dagegen. Das Verwaltungsgericht Frankfurt am Main entscheidet am heutigen Freitag.

Stenner vom Netzwerk Friedenskooperative erteilt jeglichen Bündnissen mit Neonazis eine klare Absage. Er rät zum "offensiven Umgang". In Flugblättern solle angekündigt werden, dass "Neonazis bei unseren Demonstrationen unerwünscht sind". Ließen sich die Rechten davon nicht abschrecken, sollten sie "durch direktes Einwirken abgedrängt werden".

Im Übrigen, so Stenner, könne die Polizei aufgefordert werden, Neonazis zu entfernen. Das Versammlungsgesetz biete die Möglichkeit, unerwünschte Teilnehmergruppen von öffentlichen Veranstaltungen fern zu halten. Eine Rechtsauffassung, die jedoch umstritten ist, wie das Beispiel Halle zeigt.

Entscheidend sei die politische Abgrenzung der Friedensbewegung, sagt Stenner. " Auf unseren Demonstrationen dürfen nationalistische Ansichten, antisemitische Untertöne und ein Antiamerikanismus, der sich gegen die Bevölkerung der USA richtet, keinen Platz haben."

 

 

 

Freitag, 28. März 2003

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Brandanschlag auf Asylbewerberheim aufgeklärt

Dresden (AP) Das Landeskriminalamt hat einen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in der Nähe von Zwickau aufgeklärt. Wie ein Sprecher am Donnerstag in Dresden mitteilte, wurden sechs Tatverdächtige im Alter zwischen 15 und 22 Jahren festgenommen. Die Staatsanwaltschaft habe Haftbefehl wegen versuchten Mordes und versuchter schwerer Brandstiftung beantragt. Die Beschuldigten aus St. Egidien in der Nähe von Zwickau sollen am Montag dieser Woche ein Asylbewerberheim in dem Ort mit Molotowcocktails beworfen haben. Bei dem Brandanschlag wurde niemand verletzt. Als Motiv hätten die Tatverdächtigen eine fremdenfeindliche Einstellung angegeben.