Mittwoch, 14. Mai 2003

Zehn Millionen für Opferprojekt „Civitas“

 

Berlin (OZ) Der Kampf gegen Rechtsextremismus muss in Ost und West kontinuierlich geführt werden, meint Renate Schmidt (SPD), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. OZ sprach mit ihr z. B. über Nazidemonstrationen.

   OSTSEE-ZEITUNG: Sind die neuen Länder ein Hort der Neonazis?

   Renate Schmidt: Ganz klar: Nein! Nationalsozialistisches Gedankengut, rechtsextremistische Straftaten und andere Scheußlichkeiten mehr gibt es in Ost und West. Deshalb darf der Kampf dagegen auch nicht als rein ostdeutsches Problem aufgefasst werden. Wir brauchen in ganz Deutschland eine kontinuierliche Beschäftigung mit diesen Phänomenen. Die Bundesregierung stellt zur Unterstützung von Projekten gegen Rechtsextremismus 2003 allein 45,5 Millionen Euro zur Verfügung. Davon umfasst das Programm Civitas, das sich der Beratung und Hilfe von Opfern rechter Gewalt in den neuen Bundesländern widmet, allein zehn Millionen Euro.

   OZ: Also doch eine Sonderrolle für den Osten?

   Schmidt: Leipzigs OB Wolfgang Tiefensee hat darauf aufmerksam gemacht, dass rund ein Fünftel der Schüler der neunten Klassen in seiner Stadt stark fremdenfeindliche Einstellungen hat. Darauf müssen wir reagieren. Die Neonazis erhoffen sich gerade in den neuen Ländern Aufmerksamkeit. Ich begrüße die vielfältigen Bürger-Initiativen, die sich gegen diese Gefahr wenden. Diese müssen wir trotz knapper Kassen weiter unterstützen.

   OZ: Mit der Amadeu-Antonio-Stiftung, dem „Stern“ und dem Software-Dienstleister SAP haben Sie ein Internet-Portal www.mut-gegen-rechte-gewalt.de vorgestellt. Kann ein solches Portal Neonazis erreichen?

   Schmidt: Die Neonazis wollen das Internet zu ihrer Plattform machen. Das wollen wir mit dem Internet-Portal verhindern. Allen Interessierten wollen wir ein Angebot zur fundierten Information über den Rechtsextremismus, über Gegenstrategien und Initiativen machen. In der rechtsextremen Szene gibt es neben verbohrten Anführern viele Mitläufer: Vielleicht können wir einige davor bewahren, in den braunen Sumpf abzugleiten.

Interview: R. ZWEIGLER

 

 

 

Mittwoch, 14. Mai 2003

Rechtsextremisten verübten die meisten Gewaltdelikte

 

Im vergangenen Jahr verübten Rechtsextremisten 772 Straftaten. Das sind mehr als doppelt so viele wie aus dem linksextremen Spektrum.

Berlin (dpa) In der rechten Jugendszene wächst die Bereitschaft zur Gewalt. Auch die Zahl rechter Gewalttaten – von der versuchten Tötung über Brandstiftung bis hin zu Sprengstoff-Anschlägen – stieg nach dem Verfassungsschutzbericht 2002 um knapp neun Prozent auf 772.

   Der islamistische Terrorismus hat sich zu einer herausragenden Bedrohung für die internationale Staatengemeinschaft entwickelt. „Die Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus hat für die Bundesregierung nach wie vor höchste Priorität“, versicherte Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) gestern bei der Vorlage des Berichts.

   Bei Skinheads und anderen rechtsextremistischen Gruppen verzeichnet der Bericht wachsenden Zulauf von gewaltbereiten Jugendlichen.

   Laut Schily hält die seit 1995 zu beobachtende Zunahme der Zahl gewaltbereiter Rechtsextremisten an. Anders als im Vorjahr verzeichnet der Bericht für 2002 auch mehr politisch motivierte Gewalttaten von Rechts als von Links.

   Schily bezeichnete die Skinhead-Szene mit ihrem harten Kern von rund 10 700 Mitgliedern als „Einstiegsdroge Nummer eins in das gewaltbereite Milieu“. Außerdem bildeten sich vermehrt „Mischszenen“ von Neonazis und Skinheads. Insgesamt sind laut Bericht Mitgliederzahlen und Anhängerschaft aller anderen links- wie rechtsextremistischen Gruppen leicht rückläufig.

   Gleiches gilt für militante Ausländerorganisationen in Deutschland. Ihre Zahl erhöhte sich im vergangenen Jahr zwar von 65 auf 69, gleichzeitig sank die Zahl ihrer Anhänger um knapp 2000 auf 57 350. Dabei bleibt die in Köln ansässige „Islamische Gemeinschaft Milli Görüs“ mit 26 500 Mitglieder weiter die größte Gruppierung.

   Bei rund 7,3 Millionen in Deutschland lebenden Ausländern liege jedoch der Anteil von „extremistischen Ausländern“ seit Jahren unter einem Prozent, sagte Schily. Nach Einschätzung der Gewerkschaft der Polizei bleibt Deutschland eine Drehscheibe des internationalen Terrorismus. Polizei und Nachrichtendienste müssten weiter gestärkt werden.

   Der CSU-Innenpolitiker Wolfgang Zeitlmann forderte die Regierung auf, als Konsequenz aus der Bedrohung biometrische Daten und die Religions- und ethnische Zugehörigkeit von Ausländern zu speichern.

   Ungeachtet des vor dem Verfassungsgericht gescheiterten NPD-Verbotsverfahrens sieht Schily die Partei geschwächt. Ihre Mitgliederzahlen seien weiter zurückgegangen. Dennoch bleibe sie „die auffälligste rechtsextremistische Partei“ und werde auch in Zukunft „unter aufmerksamer Beobachtung der Verfassungsschutzbehörden stehen“.

   Zum linksextremistischen Spektrum zählen die Verfassungsschützer rund 31 100 Personen, darunter auch etwa 1500 Anhänger der „Kommunistischen Plattform der PDS“.

   Mit 385 linksextremistischen Gewalttaten hat sich die Zahl dem Bericht zufolge gegenüber dem Vorjahr nahezu halbiert. Dabei gab es die meisten noch bei Auseinandersetzungen „Links gegen Rechts“ während gewaltsame Aktionen von Kernkraft- oder Globalisierungsgegnern stark rückläufig waren.

 

 

 

Mittwoch, 14. Mai 2003

Rechtsradikale Gewalt steigt an

Verfassungsschutzbericht 2002: Rechts gibts mehr Gewalt und Subkultur, dafür weniger Propaganda und Partei. Links wurden weniger Autonome und Castor-Straftaten gezählt. Auch bei Ausländern nehmen Extremisten und Gewalttaten ab

aus Berlin ULRIKE WINKELMANN

Mecklenburg-Vorpommern ist unter Kontrolle. "Auch von dort sind Zahlen gemeldet worden", sagte Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) gestern bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts 2002. Noch für den letztjährigen Bericht hatten die Schweriner keine einzige rechtsextremistische Gewalttat gemeldet. Dadurch war ihnen ein stolzer letzter Platz in der Länderstatistik sicher. Dies lag jedoch nicht an der Aggressionsarmut der Mecklenburger und Vorpommern, sondern an bundesweit stark unterschiedlichen Definitionen von rechtem Extremismus.

Für dieses Jahr dagegen wurden immerhin 15 rechte Gewalttaten aus Schwerin gemeldet. Schily sagte gestern: "Ich glaube, dass das ins Lot gebracht worden ist." Er habe die Bundesländer um "realistische Zählweisen" gebeten. Wie realistisch, dürfte jedoch umstritten bleiben. Laut neuem Verfassungsschutzbericht gibt es in Mecklenburg-Vorpommern weniger Rechtsextremismus als etwa in Niedersachsen, Bremen oder im Saarland.

Als "uneinheitlich" bewertete Schily die "Entwicklung links- und rechtsextremistischer Bestrebungen im Jahr 2002". So ist etwa am rechten Rand die Zahl der erfassten Straftaten insgesamt zurückgegangen: Von 14.725 im Jahr 2001 auf 12.933 im Jahr 2002. Die Teilmenge der rechtsextremistisch motivierten Gewalttaten jedoch ist um 8,9 Prozent angestiegen: Von 709 im Jahr 2001 auf 772.

Auch die Zahl der rechten Köpfe verwirrt etwas: Zwar ist das "rechtsextremistische Personenpotenzial" insgesamt um 10 Prozent auf 45.000 organisierte und nichtorganisierte Rechte geschrumpft. Die rechten Parteien verlieren ebenfalls Mitglieder und Bedeutung. Die Zahl der "subkulturell geprägten und sonstigen gewaltbereiten Rechtsextremisten", vor allem der Skinheads, ist jedoch mit 10.700 Personen um 3 Prozent gestiegen. Als "Einstiegsdroge" gelten vor allem Konzerte von rechten und Skinhead-Bands, die erstmals seit 1999 wieder verstärkt auftreten. Ein Trend für den Bereich "Rechts" müsste also ungefähr "mehr Gewalt, mehr Subkultur, weniger gezählte Hakenkreuze und weniger Partei" heißen.

Bei den beobachteten linken Szenen sieht es anders aus. Insgesamt rechnen die Behörden 31.100 Personen dem "linksextremistischen Potenzial" zu (2001: 32.900). Die Zahl der "gewaltbereiten Linksextremisten, die sich selbst mehrheitlich als Autonome bezeichnen", sei von 7.000 auf 5.500 Personen zurückgegangen. Gleichzeitig begingen sie weniger Gewalttaten: nach 750 im Jahr 2001 waren es 385 im Jahr 2002. Weder Atomkraft oder Castor-Transporte noch globalisierungskritische Veranstaltungen haben die Gewaltstatistik genährt, der Bereich "Links gegen Rechts" macht den Löwenanteil aus. Schily wies gestern darauf hin, dass die Globalisierungskritiker häufig selbst "eine gewisse Distanzierung" zu Gewalttätern übten. Verfassungsschützer Fromm erklärte, man beobachte eine rege Diskussion "in der Szene, ob man zu personenbezogenen Anschlägen zurückkehren" wolle. Ein Ergebnis gebe es noch nicht.

Auch beim so genannten Ausländer-Extremismus erfassten die Behörden weniger Mitglieder und Anhänger. Bei 69 Organisationen zählten sie 57.350 Menschen (2001: 59.100) und verzeichneten damit erstmals einen Rückgang. Die weiterhin stärkste Organisation ist die türkische "Islamische Gemeinschaft Milli Görüs" (IMGM) mit 26.500 Mitgliedern. Uneinheitlich jedoch ist die Entwicklung der Straftaten: leichter Anstieg insgesamt von 511 im Jahr 2001 auf 573 im Jahr 2002, leichter Rückgang bei den Gewalttaten von 84 im Jahr 2001 auf 61 im Jahr 2002.

Pflichtschuldig bemerkte Schily, dass internationaler islamistischer Terrorismus weiterhin als starke Bedrohung "auch deutscher Interessen" betrachtet werde. Und natürlich werde die Regierung dafür sorgen- gerade nach den Anschlägen in Riad -, dass beim Besuch des US-Außenministers Powell "alles Notwendige" getan werde, damit dieser "sicher und gesund das Land wieder verlassen" könne.

 

 

Mittwoch, 14. Mai 2003

 

Schily warnt vor gewaltbereiten Rechten
Von Philipp Jaklin, Berlin

In Deutschland gibt es immer mehr gewaltbereite Rechtsextremisten. Insgesamt 10.400 Personen aus diesem Spektrum haben die Behörden vergangenes Jahr gezählt, vor allem Skinheads. Das sind etwa drei Prozent mehr als 2001.

 

"Den Anstieg gewaltbereiter Rechtsextremisten beobachten wir mit Sorge", sagte Bundesinnenminister Otto Schily am Dienstag bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass die Neonaziszene vor allem unter Jugendlichen möglicherweise gerade durch die Diskussion um ein Verbot der rechtsextremen NPD weiteren Zulauf erhalten hat. Zwar bemühen sich die Behörden darum, die Szene beispielsweise mit Auftrittsverboten für Skinheadbands in den Griff zu bekommen. Offenbar ist der Erfolg dabei aber eher mäßig.

Die Schwerpunkte in der rechtsextremen Szene haben sich verlagert. Insgesamt ist das rechte Potenzial laut Verfassungsschutz 2002 im Vergleich zum Vorjahr zwar zurückgegangen. Von knapp 50.000 Personen sank die Zahl auf 45.000. Grund dafür sind aber vor allem der starke Mitgliederverlust von Parteien wie der DVU und den Republikanern. Die gefährlichere, weil gewaltbereite Szene von Skinheads und ähnlichen Gruppen wächst dagegen seit 1995 stetig.

Nach dem Verbot der Skindheadgruppe "Blood & Honour" hat sich Schily zufolge keine neue bundesweite Organisation gebildet. Doch abgetaucht sind die Skinheads damit noch lange nicht. Schily: "Stattdessen verschwimmen die Grenzen der Skinheadszene zur Neonaziszene immer stärker."

Die NPD ist am auffälligsten

Auffälligste rechtsextreme Partei war auch vergangenes Jahr laut Verfassungsschutzbericht die NPD - obwohl die Zahl ihrer Mitglieder sank. "Die NPD ist durch das Verbotsverfahren geschwächt", sagte Schily. Allerdings habe Parteichef Udo Voigt seine Stellung in der Partei festigen können, heißt es in dem Bericht.

Ein weiteres Verbotsverfahren nach dem gescheiterten ersten Versuch schloss der Innenminister bis auf weiteres aus. "Für absehbare Zeit" sei damit nicht zu rechnen, sagte Schily. Ein Minderheitenvotum im Bundesverfassungsgericht hatte das NPD-Verfahren wegen der prominenten Rolle von V-Leuten des Verfassungsschutzes in der Partei endgültig gekippt.

Über mögliche Konsequenzen aus der NPD-Schlappe wollen heute auch die Innenminister der Länder beraten. In der Diskussion ist unter anderem eine engere Abstimmung der V-Mann-Operationen.

Weniger Gewalt von Links

 

Im Gegensatz zu 2001 haben die Verfassungsschützer im vergangenen Jahr viel weniger extremistische Straftaten von Links als aus dem rechten Spektrum gezählt. Der Grund: Die Proteste gegen Atommülltransporte in das Zwischenlager Gorleben gingen massiv zurück. "Das Thema ist offenbar nicht mehr so interessant", sagte Verfassungsschutzpräsident Heinz Fromm. Auch die Antiglobalisierungsbewegung konnte 2002 deutlich weniger Anhänger mobilisieren.

Allerdings werden Fromm zufolge in Teilen der linksautonomen Szene auch Anschläge gegen Menschen zumindest erwogen. Auf das Konto der Autonomenorganisation "Militante Gruppe" gingen bereits mehrere Anschläge mit Sachschäden. "Es gibt die Diskussion, ob es zweckmäßig ist, wieder zu personenbezogenen Anschlägen zurückzukehren", sagte der Verfassungsschutzpräsident.

Spionage nimmt zu

Neben der Überwachung von Rechts- und Linksextremen sowie islamistischen Organisationen beschäftigen sich die Sicherheitsbehörden inzwischen auch wieder stärker mit der Abwehr von Spionage im Inland. Unter anderem bei Diensten aus Russland, Syrien, Iran, Libyen, China und Nordkorea würden derzeit "mannigfache Aktivitäten" beobachtet, sagte Schily.

Dabei gehe es nicht nur um "klassische Spionage". Verschiedene Staaten versuchten, in Deutschland an Wissen zur Herstellung und Weiterentwicklung von Massenvernichtungswaffen zu gelangen. Dem Verfassungsschutzbericht zufolge operiert alleine Nordkorea mit sieben Geheimdiensten. Stützpunkt sei Nordkoreas Botschaft in Berlin.

 

 

 

Mittwoch, 14. Mai 2003

 

Schily kritisiert nach geplatztem NPD-Verfahren Richter

Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat das Verfahren gegen die rechtsextreme NPD am Dienstag eingestellt. Sowohl Bundesregierung als auch Union lehnten einen erneuten Anlauf für ein Verbot der rechtsextremen Partei ab.

 

Die Entscheidung verkündete der Vorsitzende des Zweiten Senats und Gerichtsvizepräsident Winfried Hassemer. Die zahlreichen Verbindungsleute des Verfassungsschutzes in den Führungsgremien der Partei bilden nach Ansicht von drei Verfassungsrichtern ein Verfahrenshindernis. Damit fehlte es an der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit der insgesamt sieben beteiligten Richter, das Verbotsverfahren durchzuführen.

In dem Beschluss der Richter hieß es, unmittelbar vor und während eines Parteiverbotsverfahrens dürfe es keine V-Leute in den Bundes- oder Landesvorständen geben. "Das verfassungsrechtliche Parteiverbot, die schärfste und überdies zweischneidige Waffe des demokratischen Rechtsstaats gegen seine organisierten Feinde, braucht ein Höchstmaß an Rechtssicherheit und Transparenz", sagte Verfassungsrichter Hassemer. Davon könne es nur bei außergewöhnlichen Gefahren für die Demokratie eine Ausnahme geben. In Anbetracht der Lage seien die Anträge nicht sorgfältig genug vorbereitet worden, kritisierten die drei Richter. Der Einsatz von Spitzeln an der Parteispitze während des laufenden Verfahrens habe einen fairen Prozess verhindert. Es sei nicht auszuschließen, dass V-Leute die Prozessstrategie der NPD ausspioniert hätten.

Mehrheit der Richter für Fortsetzung des Verfahrens

Vier Verfassungsrichter bejahten jedoch eine Weiterführung des Verfahrens. Auch wenn während eines Verbotsverfahrens der Verfassungsschutz Verbindungsleute im Parteivorstand habe, stelle das nicht in jedem Fall ein Verfahrenshindernis dar, argumentierten sie.

Zu den Gegnern einer Fortsetzung des Verfahrens gehörte auch Hassemer selbst. "Wir haben Probleme mit den Tatsachen", sei der meistgehörte Satz unter den Richtern gewesen, sagte er. Die Entscheidung sage aber nichts über eine mögliche Verfassungswidrigkeit der Partei aus, sagte Hassemer.

Schily: "Irrige Rechtsauffassung"

Bundesinnenminister Otto Schily sagte am Dienstag in Berlin, in dem Minderheitenvotum werde eine "irrige Rechtsauffassung" vertreten. Es könne nicht sein, das Parteien, die sich in einem Verbotsverfahren befänden, nicht durch den Verfassungsschutz beobachtet werden dürften. Weil die Minderheit des Gerichts aber diese Auffassung vertrete, mache ein neuer Anlauf für das Verbotsverfahren keinen Sinn. Schily sagte zu, dass sich die Regierung unabhängig von dem Gerichtsurteil um eine bessere Koordination der Geheimdienste kümmern werde.

Bayerns Innenminister Beckstein sagte, er bedauere das Votum des Verfassungsgerichtes. "Es beeinträchtigt die Möglichkeiten einer wehrhaften Demokratie." Er halte die NPD nach wie vor für eine verfassungsfeindliche, aggressiv kämpfende Partei. Als Konsequenz aus dem Scheitern forderte Beckstein eine bessere Zusammenarbeit der 17 Verfassungsschutzämter in Bund und Ländern. Die Grünen-Abgeordneten Volker Beck und Hans-Christian Ströbele verlangten die Einrichtung einer Kommission, die besonders den Einsatz von V-Leuten "grundlegend auf den Prüfstand" stelle. Der stellvertretende Unions-Fraktionschef Wolfgang Bosbach warf dem Bund eine "dilettantische Prozessführung" vor.

Für die NPD bedauerte deren Bundesvorsitzender Udo Voigt, dass das Gericht nicht über die Verfassungsmäßigkeit der Partei entschieden habe. Das wolle die NPD seit 30 Jahren. Ihr Anwalt Horst Mahler erklärte unmittelbar nach der Verkündung seinen Austritt aus der Partei. Der ehemalige Verteidiger der linksextremen Rote Armee Fraktion war der NPD vor zweieinhalb Jahren beigetreten.

Wenig überraschendes Urteil

Allgemein war mit einer Einstellung des Verbotsverfahrens wegen der V-Mann-Problematik gerechnet worden. In den Verbotsanträgen der drei Antragsteller Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat waren auch Äußerungen von NPD-Mitgliedern zitiert, die zugleich für den Verfassungsschutz arbeiteten. Wegen damit verbundener rechtlicher Bedenken hatte das Verfassungsgericht das Verfahren im vergangenen Jahr ausgesetzt.

Während einer Anhörung im Oktober 2002 hatten Regierungsvertreter energisch bestritten, dass Geheimdienstspitzel die Partei fernsteuern. Aus ihrer Sicht ist die Partei mit rund 6500 Mitgliedern rassistisch, antisemitisch und demokratiefeindlich.

Schilys Prozessbevollmächtigter Dieter Sellner hatte es aber abgelehnt, die vier noch nicht enttarnten V-Leute, die in den Verbotsanträgen erwähnt werden, im Prozess zu identifizieren. Offiziellen Angaben zufolge spitzeln seit Jahren gut 30 der etwa 200 NPD-Vorstände in Bund und Ländern für den Verfassungsschutz.

 

 

 

Mittwoch, 14. Mai 2003

 

NPD-Schlappe offenbart Geheimdienstmängel
Von Philipp Jaklin, Berlin, und Anton Notz, Karlsruhe

Nach der Einstellung des NPD-Verbotsverfahrens mehren sich bei Politikern von Bundesregierung und Opposition die Rufe nach einer Geheimdienstreform. Dabei wird eine Zusammenlegung von Verfassungsschutz-Ämtern erwogen.

 

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, stellte am Dienstag die Organisation des Verfassungsschutzes mit einem Bundes- und 16 Landesämtern in Frage. "Die Bundesrepublik würde nicht untergehen, wenn wir nur noch zehn oder zwölf Ämter hätten."

Das Scheitern des Verfahrens hat die oft schlechte Koordination zwischen den Ämtern im Bund und in den Ländern offenbart. In jedem NPD-Landesvorstand konnten die Verfassungsschützer auf ein bis zwei V-Leute zugreifen, ohne dass die Ämter selbst oder das Bundesverfassungsgericht darüber den Überblick hatten. Für Karlsruhe war die Rolle der Spitzel in der NPD Grund genug, das Verbotsverfahren zu kippen.

Kein neuer Anlauf für Verbotsverfahren

Bundesinnenminister Otto Schily kündigte am Dienstag an, "einige Fragen" klären zu wollen. "Reibungsverluste" gebe es beim Informationsaustausch der Verfassungsschutzbehörden. Auch der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach forderte eine Debatte über eine Fusion von Ämtern. Derzeit könnten V-Leute unterschiedlicher Verfassungsschutzbehörden sich gegenseitig observieren. "Das behindert die Gefahrenabwehr."

Die Entscheidung hat auch die Diskussion über den weiteren Umgang mit der NPD angeheizt. Ein gerichtliches Verbot der Partei ist wohl endgültig vom Tisch. Mit seinem Votum habe das Bundesverfassungsgericht "unerfüllbare Forderungen" an ein Verbotsverfahren gestellt, so Schily. Auch Bayerns CSU-Innenminister Günther Beckstein lehnte einen weiteren Anlauf ab: "Ein neuer Verbotsantrag ist ausgeschlossen."

Innenpolitiker von Bund und Ländern wollen die NPD nun verstärkt vom Verfassungsschutz überprüfen lassen. Er hoffe, durch eine "weitere Beobachtung" der NPD könnten verfassungsfeindliche Bestrebungen eingedämmt werden, sagte Schily. Ähnlich äußerten sich die Innenminister von Brandenburg, Baden-Württemberg und Niedersachsen.

Observation oder Verbot

Der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts hat die Frage aufgeworfen, ob Verbotsverfahren künftig überhaupt noch möglich sind. "Völlig unerträglich" sei die Konsequenz aus dem Minderheitenvotum der drei Richter Winfried Hassemer, Siegfried Broß und Lerke Osterloh, sagte Schily. Sie hatten mit ihren Stimmen eine Fortführung des Verfahrens zu Fall gebracht. Eine "kaum überwindbare" Hürde für ein Verbotsverfahren ist Schily zufolge, dass nach Argumentation der drei Richter Verfassungsorgane eine Partei nur entweder observieren oder aber deren Verbot anstrengen könnten.

Im Gericht war es deswegen offenbar zum Zerwürfnis gekommen. "Wir haben um die Texte gekämpft", sagte der Vorsitzende Richter Hassemer. Die vier Richter, die eine Fortsetzung des Verfahrens forderten, kritisierten ihre Kollegen im Mehrheitsvotum ungewöhnlich harsch. Sie hätten sich der Verantwortung entzogen, selbst für Aufklärung zu sorgen, ob die NPD verfassungskonform sei, hieß es dort.

Gefährlicher Nährboden für Extremisten

Sicherheitsexperten halten die NPD etwa im Vergleich etwa zum islamistischen Terrorismus für eine geringe Gefahr. Trotzdem gilt sie weiterhin als gefährlicher Nährboden für möglicherweise gewaltbereite Extremisten. "Die NPD ist eine neo-nationalsozialistische Partei mit einer antisemitischen, gewaltgebundenen Ideologie", sagte der Berliner Extremismusforscher Hajo Funke.

Jetzt könnte die rechtsextreme Partei durch das gescheiterte Verbotsverfahren zusätzlich gestärkt werden. Der NPD-Parteivorsitzende Udo Voigt sprach am Dienstag schon triumphierend von einem "Sieg für ein besseres Deutschland". "Diesen Propagandaerfolg für die NPD hätte man sich sparen müssen und können", so der CDU-Mann Bosbach.

Für Verwirrung sorgte der Parteiaustritt des NPD-Ideologen Horst Mahler unmittelbar nach Verkündigung der Entscheidung. Die NPD sei eine "am Parlamentarismus ausgerichtete Partei" und daher "unzeitgemäß", begründete er den Schritt. Offenbar waren die Differenzen mit der NPD-Spitze zu groß geworden.


Neonazis

Bestand
Die 1964 gegründete Nationaldemokratische Partei Deutschlands hat derzeit etwa 6500 Mitglieder.

Ideologie
Ihr Ziel: eine "völkische Ordnung". Offen benutzen NPD-Funktionäre rassistische, antisemitische und antidemokratische NS-Rhetorik.

Stimmen
Bei der Bundestagwahl bekam sie 0,4 Prozent.

 

 

 

Mittwoch, 14. Mai 2003

Rechtsextreme Jugendliche werden immer militanter

Verfassungsschutzbericht 2002 verzeichnet Zunahme von Skinheads / Schily lobt Präventivprogramme der Regierung

Trotz rückläufiger Zahlen politisch motivierter Straftaten verzeichnet der Verfassungsschutz seit 1995 ein Abgleiten immer mehr Jugendlicher in gewaltbereite rechtsextremistische Kreise. Der von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) vorgestellte Verfassungsschutzbericht für 2002 rechnet dieser von Skinheads dominierten Szene 10 000 Personen zu, 300 mehr als 2001.

Von Thomas Maron

BERLIN, 13. Mai. Politisch motivierte Kriminalität von rechts, meist Propagandadelikte und Volksverhetzung, machte den Ermittlungsbehörden 2002 insgesamt weniger zu schaffen als 2001. Dieser Kategorie ordnete der Verfassungsschutz 12 933 Straftaten zu, zwölf Prozent weniger als 2001 (14 725). Allerdings wurden 10 902 (2001: 10 054) dieser Taten als rechtsextremistisch eingestuft, ein Plus von 8,4 Prozent. 772 rechtsextreme Übergriffe wurden als Gewalttat gewertet, ein Zuwachs von 8,9 Prozent.

Die Zahl der Skinhead-Bands ist laut Verfassungsschutz ebenso wie die Zahl der Vertriebe für deren Tonträger durch das massive Vorgehen der Ermittler zurückgegangen. Es seien aber erstmals seit 1999 wieder vermehrt Skinhead-Konzerte registriert worden, weil die Szene dazu übergehe, sich in Privaträumen zu organisieren. Laut Schily eine bedenkliche Entwicklung: Rechtsextreme Musik sei "Einstiegsdroge Nummer eins" für junge Menschen.

Parteien des rechten Spektrums verlören dagegen weiter an Bedeutung und Mitgliedern. In Parteien wie den "Republikanern", der DVU oder der NPD seien rund 28 100 Anhänger organisiert, 2001 waren es noch 33 000. Schily zeigte sich in diesem Zusammenhang davon überzeugt, dass das NPD-Verbotsverfahren trotz seines Scheiterns vor dem Bundesverfassungsgericht "die Partei geschwächt hat".

Links motivierte Delikte nahmen um 18 Prozent auf 3639 Fälle ab (2001: 4418). Die Zahl der Mitglieder linksextremer Kreise sank im Jahresvergleich von 32 900 auf 31 100. Die Summe linksextremer Gewalttaten ist um fast die Hälfte auf 385 gesunken (2001: 750).

Schily wertet den Rückgang politisch motivierter Gewalt als Erfolg seiner Arbeit, die neben repressiver Politik durch Überwachung und Strafverfolgung dem Engagement der Bevölkerung einen hohen Stellenwert einräume, sich für die Werte einer Zivilgesellschaft einzusetzen. So hätten sich mehr als 900 Initiativen dem von der Bundesregierung eingerichteten "Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt" angeschlossen.

Die Verfassungsschützer zählten 845 von Ausländern verübte Strafttaten mit politischem Hintergrund, ein Minus von 17 Prozent (2001: 1020). Dennoch müsse laut Schily der islamistische Terrorismus weiter als "herausragende Bedrohung" angesehen werden. Das Terrornetzwerk Al Qaeda sei nicht zerschlagen, Warnungen islamistischer Extremisten würden laut Schily "ausdrücklich auch gegen Deutschland" ausgesprochen.

Kopfzerbrechen bereiten Schily Informationen des Verfassungsschutzes, wonach ausländische Geheimdienste in Deutschland verstärkt nach technologischen Kenntnissen und Gütern fahnden, die für die Produktion von Massenvernichtungswaffen gebraucht werden. Nachrichtendienste aus Staaten des "Nahen, Mittleren und Fernen Ostens" gäben hier besonderen Anlass zur Sorge. So soll Nordkoreas Botschaftspersonal laut Verfassungsschutz "in die Beschaffung sensitiver Güter involviert" sein.

 

 

 

Mittwoch, 14. Mai 2003

 

Kommentar
Gewaltspirale

Von Thomas Maron

Man darf erleichtert sein ob der Abnahme politisch motivierter Straftaten in Deutschland. Aber eines muss nicht nur zu denken geben, sondern das Handeln aller gesellschaftlich relevanten Kreise befeuern: Seit 1995 steigt die Zahl jener Jugendlicher, die ihrer gefühlten Perspektivlosigkeit eine gehörige Dosis rechtextremer Parolen verordnen. Die jungen Leute tun dies nicht, indem sie den Altherrenclubs rechter Parteien beitreten. Sie tun dies, indem sie sich Skinheadgruppen anschließen, deren Musik sie grölen, deren menschenverachtende Texte sie auf Schulbänke ritzen, deren barbarische Aufrufe zur Gewalt gegen alles Fremde sie in sich tragen.

Dies ist auch, aber nicht nur das Ergebnis von Arbeitslosigkeit und sozialer Not. Es ist auch Ausfluss eines um sich greifenden Gefühls der permanenten Überforderung und Demütigung. Deutschland sucht "den Superstar", wer sich als Durchschnitt empfindet, der darf als Depp bei Raab und Co. Platz nehmen. Man muss nicht arbeitslos sein, um Gefahr zu laufen, sich in Deutschland minderwertig zu fühlen. Es reicht mittlerweile schon, eine Metzgerlehre anzutreten. So gesehen gilt der Satz, den Wirtschaftsliberale aller Parteien so lieben: "Leistung muss sich wieder lohnen." Die Gesellschaft ist den Menschen, die sich redlich mühen, aber nicht nur Geld, sondern auch Anerkennung schuldig. Wer glaubt, nichts wert zu sein, empfindet Fremdes als Bedrohung. Also: Gebt den Menschen nicht nur Minijobs, sondern auch ihre Bedeutung zurück.

 

 

 

Mittwoch, 14. Mai 2003

 

Verfassungsschutzbericht
2002 erneuter Anstieg rechtsextremistischer Gewalt
Vor allem im Osten Zusammenwirken von NPD mit Neonazis und Skinheads 
 
Von Claus Dümde 
 
Laut Verfassungsschutzbericht ist 2002 die Zahl der Gewalttaten mit rechtsextremistischem Hintergrund um zehn Prozent auf 772 gestiegen. Auch das Potenzial gewaltbereiter Rechtsextremisten hat sich »nach Jahren des starken personellen Zulaufs« weiter auf nun 10700 Personen erhöht, heißt es darin.
Deutlich« sei die Zahl der politisch motivierten Straftaten »in allen Bereichen« gegenüber 2001 gesunken, hob Bundesinnenminister Otto Schily gestern zu Beginn seiner Wertung des Berichtes vor der Bundespressekonferenz hervor. Auch die politisch motivierten Gewalttaten seien »erkennbar rückläufig«, fügte er an und behauptete: »Diese positive Entwicklung ist nicht zuletzt ein Erfolg der Politik der Bundesregierung.«
Erst im weiteren Verlauf seiner Ausführungen erwähnte Schily auch die eingangs genannten Fakten, verwies auf den Anstieg von rechtsextremistisch motivierten Straftaten um 8,4 und von Gewalttaten sogar um 8,9 Prozent. Bei 86,4 Prozent aller rechtsextremistisch motivierten Straftaten handelte es sich »allerdings« um Propagandadelikte oder um Volksverhetzung, fügte er wiederum an, als ob das halb so schlimm sei. Dass laut Bericht aber 2002 auch die Zahl der in der Statistik des Bundeskriminalamts in dieser Kategorie erfassten Körperverletzungen mit 646 um 20 höher als im Vorjahr war, die Zahl der Brandstiftungen sogar von 16 auf 26 stieg, hob der Minister nicht hervor. Ebenso wenig den Anstieg fremdenfeindlicher Gewalttaten um fast 18 Prozent!
Rechtsextremistische Gewalttaten haben 2002 in allen ostdeutschen Ländern und Berlin z.T. explosionsartig zugenommen. Pro 100000 Einwohner führen Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen die Statistik an, Sachsen und Berlin belegen die Plätze 5 und 6, nur Mecklenburg-Vorpommern liegt im Mittelfeld. Im Osten lebt laut Bericht »fast die Hälfte der gewaltbereiten Rechtsextremisten«.
Von Entwarnung kann schon aufgrund der Statistik keine Rede sein. Trotzdem erweckt auch der Bericht an verschiedenen Stellen eher einen gegenteiligen Eindruck. So heißt es eingangs des Kapitels »Gewaltbereite Rechtsextremisten« apodiktisch, »militante Rechtsextremisten lehnen Terrorismus ab«. Und das, obwohl im Weiteren nicht nur der am 16. März 2002 verübte Sprengstoffanschlag auf den jüdischen Friedhof in Berlin-Charlottenburg und die Schlagstockattacke auf den Kopf des grünen Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele kurz vorm Wahltag erwähnt werden. Ferner wird »vielen Rechtsextremisten« eine »hohe Affinität« zu Waffen attestiert; sie versuchten, auch Zugang zu Sprengstoffen zu erlangen, besondere Beachtung genießen Bombenbauanleitungen im Internet, heißt es.
Wie passt das mit der Eingangsthese zusammen? Und wie mit Schilys dramatisch anmutender Äußerung, vermeintlich linksextreme »Autonome« hätten mit nicht näher bezeichneten »konspirativen Anschlägen« z.T. »die Grenze zum terroristischen Handeln überschritten«? Neben einem zerstörten Strommast wird im Bericht konkret nur ein von selbst erloschener »Brandsatz« erwähnt, der eine Seitentür eines Berliner Bezirksamts beschädigte. Die Täter wurden nicht ermittelt, aber es gebe »Bekennerschreiben«.
Im Kapitel »Neonazismus« des Berichts wird hingegen darauf verwiesen, dass so genannte Anti-Antifa-Aktivisten auch 2002 persönliche Daten von Angehörigen der Sicherheitsbehörden und von politischen Gegnern sammelten und ins Internet stellten, zuweilen mit klarer Morddrohung. So versah ein Berliner Skinhead das Foto eines LKA-Beamten auf seiner Homepage mit dem Text »LKA 5 ›Die Kugel ist für Dich!‹«. Unter welcher Rubrik wird das wohl in der Statistik geführt? Oder gilt es am Ende gar nicht als Straftat?
Auf eine andere gefährliche Tendenz verwies Schily ausdrücklich: »Es bildeten sich vermehrt ›Mischszenen‹ von Neonazis und Skinheads.« Beide konnte die NPD für Demonstrationen mobilisieren. In Ostdeutschland ist laut Bericht eine parteiunabhängige neonazistische Szene kaum anzutreffen, oftmals gebe es persönliche Verflechtungen zwischen NPD und Kameradschaften. Obwohl das Verbotsverfahren gegen die NPD wegen ihrer Unterwanderung durch V-Leute des Verfassungsschutzes gescheitert ist, sei sie »geschwächt worden«, meint Schily. Ihre Beobachtung werde natürlich fortgesetzt, doch ein neues Verbotsverfahren sei »nicht in Sicht«.