Freitag, 18. Juli 2003
Die Berliner Staatsanwaltschaft hat gegen den Rechtsanwalt und ehemaligen NPD-Funktionär Horst Mahler Anklage wegen Volksverhetzung erhoben. Dies teilte Justizsprecher Björn Retzlaff gestern mit. Die Anklagebehörde wirft dem 67-Jährigen vor, auf einer NPD-Veranstaltung am 2. September vergangenen Jahres an Journalisten einen 400 Seiten umfassenden Schriftsatz verteilt zu haben. Das von Mahler verfasste Schriftstück war im Zusammenhang mit dem gegen die NPD angestrengten Parteiverbotsverfahren an das Bundesverfassungsgericht gerichtet und soll zahlreiche volksverhetzende, insbesondere antisemitische Passagen enthalten.
In dem Schriftsatz, der der Berliner Morgenpost in Auszügen vorliegt, stellt Mahler unter anderem die Behauptung auf, das Verbotsverfahren gegen die NPD sei im Wesentlichen auf Druck "jüdischer Kreise" zustande gekommen.
Der Anwalt, der früher zum Umfeld der terroristischen RAF gehörte, wandte sich in den 90er-Jahren der NPD zu und erregt seither durch ständige heftige Attacken gegen Vertreter der in Deutschland lebenden Juden Aufsehen. Gegen ihn laufen bereits mehrere Verfahren wegen Volksverhetzung.
Freitag, 18. Juli 2003
Die Berliner Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den Rechtsextremisten Horst Mahler wegen Volksverhetzung erhoben. Das ehemalige NPD-Mitglied soll bei einer Veranstaltung der Partei am 2. September 2002 von ihm verfasste Schriftstücke mit volksverhetzenden und antisemitischen Passagen verteilt haben, teilte Justizsprecher Björn Retzlaff gestern mit. Anlass für die Veranstaltung war das Verbotsverfahren gegen die NPD am Bundesverfassungsgericht. Dabei soll der heute 67-Jährige an Journalisten einen 400-seitigen Schriftsatz verteilt haben, der sich an das Bundesverfassungsgericht richtete. Mahler hatte die NPD als Anwalt vertreten, nach der Einstellung des Verfahrens trat er aus der NPD aus.
Laut Retzlaff ist Mahler bereits in einem anderen Berliner Verfahren wegen Volksverhetzung angeklagt. Beide Verfahren seien bei derselben Strafkammer anhängig. Mahler könne Stellung nehmen, danach werde über die Eröffnung des Hauptverfahrens entschieden. Zuletzt hatte das Hamburger Amtsgericht Mahler vom Vorwurf freigesprochen, die Anschläge vom 11. September gebilligt zu haben." DPA
Freitag, 18. Juli 2003
Henning Mankell recherchiert in Dessau über Mordfall Adriano
Der schwedische Krimi-Autor und Dramatiker Henning Mankell
hat in Dessau für ein Theaterstück über den Mord an dem Mosambikaner Alberto
Adriano recherchiert. Nach Gesprächen mit der Witwe des vor drei Jahren von
Rechtsradikalen erschlagenen Mosambikaners sagte Mankell der in Halle
erscheinenden «Mitteldeutschen Zeitung», es sei eine Schande, dass die Stadt
der Familie nicht helfe.
Vermutlich sei es für die Mutter und ihre Kinder das Beste, andernorts ein neues Leben anzufangen, sagte Mankell. Aber dazu bräuchte sie nach seinem Eindruck öffentliche Unterstützung, die ihr nicht gewährt werde. Er werte die Tat nicht als Zeichen für ein «Dessau-Syndrom», sondern als einen weiteren Beleg für die europaweit grassierende Fremdenfeindlichkeit.
Der 55-jährige Mankell will die Regie der Uraufführung nicht selbst übernehmen. Wichtiger sei ihm, dass mosambikanische Schauspieler aus dem Avenida-Theater Maputo mitwirken. Dort ist Mankell, der seit mehr als 15 Jahren abwechselnd in Schweden und Mosambik lebt, seit 15 Jahren künstlerischer Leiter.
Freitag, 18. Juli 2003
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Gespräch mit ausländischen Geschäftsleuten Pößneck (OTZ/P.C.). Der Pößnecker Bürgermeister Michael Roolant hat gestern Nachmittag zehn aus dem Ausland stammende Geschäftsleute seiner Stadt im Rathaussaal empfangen. Roolant hatte zu dieser Gesprächsrunde eingeladen, nachdem sich die nächtlichen Anschläge gegen die Schaufenster dieser Läden häuften. Der Bürgermeister hatte bereits am Dienstag den Döner-Kebap- und Pizza-Service El Hayat besucht, der seit seiner Eröffnung vor sieben Wochen fünfmal angegriffen wurde. Die Stadt Pößneck wollte gestern ein Zeichen setzen und gemeinsam mit den Geschädigten und der Polizei über geeignete Maßnahmen beraten. "Ich sehe mich als Dienstleister meiner Bürger, wozu ich auch Sie zähle", sagte das Stadtoberhaupt. Roolant bot auch Einzelgespräche an, damit die Betroffenen über ihre Ängste reden können. "Wenn ich Kinder hätte, hätte ich Angst, sie in Pößneck in die Schule zu schicken", sagte Johannes Zafeiriou, der im Griechischen Restaurant Poseidon arbeitet. "Wir wollen uns integrieren. Die Frage ist, ob die Menschen bereit sind, uns zu akzeptieren. Kaputte Scheiben lassen sich austauschen, aber der psychologische Schaden bleibt", beschrieb Umut Bugdaycay vom Dilan-Döner die Situation vieler geschäftstüchtiger Türken und Vietnamesen der Stadt. Unverständlich sei es für Bugdaycay, dass eine Mutter ihren Sohn, der wegen einer Bombendrohung auf seinen Döner-Laden vor Gericht stand, verteidigte, anstatt sich für ihn zu schämen. "Wir haben in Pößneck nicht mehr so viele Polizisten zur Verfügung", nannte Hans-Jürgen Reinert von der Polizeistation Pößneck die negativen Folgen, seitdem der früheren Kreisstadt die Polizeiinspektion entzogen wurde: "Wir können nicht jeden Laden bewachen." Seit April häufen sich die Sachbeschädigungen gegen die Geschäfte ausländischer Gewerbetreibender. Nach Analyse der Straftaten hat die Polizeistation Pößneck mit der Polizeidirektion Saalfeld eine Konzeption erarbeitet, um den Tätern auf die Fährte zu kommen. Ein Tatverdächtiger, der für die ersten vier Anschläge in Frage kommt, sitzt bereits wegen anderer Straftaten in Untersuchungshaft, sagte Reinert. Das heißt, dass er die jüngsten Sachbeschädigungen nicht begangen haben kann. "Am vergangenen Sonntag haben Streifenbeamte bis 3.15 Uhr gefährdete Objekte observiert. Die Tatzeiten bisheriger Anschläge lagen immer zwischen null und drei Uhr. Um 3.30 hats geknallt." Reinert meinte damit die Steinwürfe gegen die Schaufenster des El Hayat. Bürgermeister Roolant rief die Pößnecker zu mehr Zivilcourage auf. Er bat die Einwohner in solchen Fällen Anzeige zu erstatten und sich auch als Zeugen zur Verfügung zu stellen. Roolant würde es begrüßen, wenn die ausländischen Händler im Pößnecker Gewerbeverband "als Nachbarn und Kollegen integriert" werden würden. Außerdem sollen sie einen Sprecher benennen, der Kontakt zur Stadtverwaltung hält. Roolant möchte parteiübergreifende Gespräche zu diesem Thema anstrengen, in die breite Bevölkerungsschichten einbezogen werden sollen. "Die Übergriffe sind rassistisch. Deshalb müssen wir uns nach jedem einzelnen Anschlag davon distanzieren", forderte die PDS-Stadträtin Constanze Truschzinski während der Gesprächsrunde. Zuvor hatte sie mit linken Jugendlichen auf dem Markt gegen Ausländerfeindlichkeit demonstriert. |