Freitag, 21. November 2003
Am ersten Tag im zweiten „Landser“-Prozess hat ein Zeuge
den angeklagten Neonazi Jean-René B. (36) belastet. Nach zwei Treffen mit B. im
Sommer 2001 habe er eine frühere Aussage bei der Polizei zurückgezogen, sagte
der offenkundig nervöse Zeuge nach längerem Herumdrucksen. Die
Staatsanwaltschaft hält dem glatzköpfigen B. vor, er habe den Zeugen im Juni
2001 bedroht, geschlagen und genötigt. Außerdem soll B. die von
Generalbundesanwalt Kay Nehm als kriminelle Vereinigung eingestufte,
rechtsextreme Rockband „Landser“ auch mit anderen Aktivitäten unterstützt
haben.
Der Angeklagte äußerte sich zu den Vorwürfen nicht. Auch die drei Mitglieder
der Band, die sich seit Juni vor dem Kammergericht im ersten „Landser“-Prozess
verantworten mussten, verweigerten gestern als Zeugen die Aussage. Die
Hauptverhandlung gegen B. wird nächste Woche fortgesetzt. Fan
Freitag, 21. November 2003
ROSTOCK. Zwei Rechtsextremisten haben nach Angaben des Vereins "Lobbi" in der Nacht zu Mittwoch in der Rostocker Innenstadt einen 26-Jährigen krankenhausreif geschlagen. Der Jugendliche habe seinen Unmut über eine fünfköpfige, offensichtlich angetrunkene Gruppe geäußert, die in einem Bus rechte Parolen gerufen habe, berichtete der Verein, der Opfer rechter Gewalt berät. (epd)
Freitag, 21. November 2003
Eberswalde
- Zwei Männer und
eine Frau haben in der Nacht zu gestern in Eberswalde (Barnim) die Polizei in
Atem gehalten. Das Trio randalierte und rief rechtsradikale Parolen, sagte ein
Polizeisprecher. Die drei wurden von einer Polizeistreife festgenommen.
Zunächst hatten die 21 und 23 Jahre alten Männer sowie eine 21-jährige Frau in
einem Innenhof eine Glasscheibe der Hofeingangstür zerschlagen. Die
Ermittlungen ergaben, dass elf Pkw beschädigt wurden. Ddp
Freitag, 21.
November 2003
Wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung und gefährlicher Körperverletzung muss sich seit gestern ein 36-Jähriger vor dem Landgericht verantworten. Ihm wird vorgeworfen, den mutmaßlichen Mitgliedern der rechtsradikalen Band "Landser" beim CD-Vertrieb geholfen zu haben. ddp
Freitag, 21. November 2003
Der in Berlin geborene Deniz Yücel (30) ist türkischer Abstammung und entsetzt über den Terror in Istanbul. Wegen der Anschläge auf Synagogen am vergangenen Sonnabend hat er eine Kundgebung organisiert.
Was machen Sie denn da?
Ich rufe zum Gedenken für die Opfer der Anschläge von Istanbul auf. Wir, mehrheitlich Menschen mit türkischem und kurdischem Hintergrund, sehen uns in der Verantwortung, unsere Abscheu gegen den antisemitischen Terror öffentlich kundzutun, und haben die "Migrantische Initiative gegen Antisemitismus" initiiert.
Was will die Initiative bewirken?
Wir wollen die türkische Gemeinschaft dazu bewegen, zu intervenieren. Die migrantischen Gemeinschaften haben die jüdischen Menschen in diesem Land bei der Bekämpfung des Antisemitismus bislang allein gelassen.
Wann und wo findet die Kundgebung statt?
Heute, 18 Uhr, auf dem Heinrichplatz in Kreuzberg.
Freitag, 21. November 2003
Vernetzung und Koordination aller
Kräfte
Zweites Forum „Demokratie leben“ mit Lea Rosh im
Hoyerswerdaer Martin-Luther-King-Haus
Von Silke Richter
Das zweite und damit
letzte Forum „Demokratie leben“ in diesem Jahr wurde am Dienstag unter Leitung
der Berliner Publizistin Lea Rosh im King-Haus gehalten. Dazu hatten sich
Vertreter von Stadt, Polizei, Schule, Jugendeinrichtungen sowie Elternsprecher
und Vereinsmitglieder getroffen. Mittelpunkt des Diskussionsabends war die
Frage: „Wie können Eltern und Kinder Demokratie mitgestalten, welche Projekte
und Maßnahmen gegen Fremdenfeindlichkeit und rechtsextremistisches Gedankengut
können angeboten werden, um noch mehr für dieses brisante Thema zu
sensibilisieren ?“ Michael Ankele von der „Gesellschaft für Bürger und Polizei
e.V.“ berichtete über die gute Resonanz des Projektes „Rechts extrem - wovon
sprechen wir?“, welches mit einer Ausstellung verbunden ist und Schülern ab
Klassenstufe sieben vorgestellt wird. Um auch die unteren Jahrgänge bereits für
dieses Thema zu sensibilisieren, wurde in der Diskussionsrunde der Vorschlag
unterbreitet, dieses Projekt auch in den Grundschulen und Berufsschulen
vorzustellen. Ramona Kaiser vom Familiennetzwerk berichtete über die guten
Erfolge, welche beispielsweise innerhalb von bedarfsorientierten Gesprächsrunden
mit Eltern erzielt wurden. Diese ersten Erfahrungen konnten bereits gesammelt
werden in dem neu entwickelten Projekt zwischen Familiennetzwerk und
Volkshochschule, welches sich „Elternuniversität“ nennt. Hier soll den Eltern
und Erziehern eine neue Sicht auf die Kinder ermöglicht werden, um die
Sprösslinge in ihren Handlungsweisen ganz einfach besser zu verstehen. „Wir
könnten auch Aktivgruppen gründen, gemeinsame Treffs der Eltern organisieren
und damit wichtige Kontakte knüpfen. Diese Anregungen und Projekte könnten doch
auch in Grundschulen funktionieren“, sagte Kaiser weiter. Wichtig sei jetzt, so
Lea Rosh, „die Koordination und Vernetzung aller Kräfte, die letztlich auch
länderübergreifend funktionieren soll“. Dafür will die Berliner Publizistin
Kontakte zwischen Städten und einzelnen Projekten knüpfen. Neben all diesen
besprochenen Möglichkeiten wurde jedoch bei vielen Vertretern auch eines ganz
deutlich: Der Faktor Zeit spielt eine ganz große Rolle, denn auch diese
ehrenamtliche Tätigkeit hat bei vielen Beteiligten schon ihre Belastungsgrenzen
erreicht. Helga Nickich von der RAA sagte dazu: „Wir können uns keine neuen
Stellen leisten. Wir müssen mit den Kräften und Ressourcen arbeiten, die uns
zur Verfügung stehen.“
Freitag, 21. November 2003
Landkreis kein Zentrumfür Rechtsextreme
Verfassungsschutz beobachtet zwei kleine Szenen in Bautzen
und Cunewalde
Von Ulli Schönbach
Sie schmieren
Hakenkreuze, zetteln Schlägereien an und brüllen rechte Parolen. Regelmäßig fallen
Rechtsextreme im Landkreis Bautzen mit solchen Vorfällen auf. Ein Schwerpunkt
der rechten Szene sei der Landkreis aber nicht, urteilt der sächsische
Verfassungsschutz.
Der spektakulärste
Fall in diesem Jahr ereignet sich Mitte Juni: Vermutlich nach einem Tipp aus
der rechten Szene entdeckt die Polizei bei einem 26-Jährigen aus Bautzen eine
Pumpgun, mehrere Pistolen und 100 Patronen. Der Mann hatte Verbindungen in
rechtsextreme Kreise. Die Waffen wollte er nach eigener Aussage an Neonazis aus
der Oberlausitz verkaufen. Aufsehen erregte auch ein Vorfall wenige Wochen
darauf, als die Polizei auf dem Bautzener Plus-Parkplatz eine Jugendgruppe
kontrolliert, allesamt bekannte Rechtsextremisten. In ihren Fahrzeugen
entdeckten die Beamten unter anderem eine Schreckschusswaffe, zwei Messer,
einen Totschläger und etliche Knüppel – ein deutlicher Hinweise auf die
Gewaltbereitschaft der rechten Szene. Dass sich deren Radikalität nicht nur in
Worten entlädt, beweisen zwei Vorfälle in Cunewalde. Nach einer Faschingsveranstaltung
tritt dort im März eine Gruppe Rechtsextremer ohne Vorwarnung auf einen anderen
Jugendlichen ein. Das Opfer muss für mehrere Tage ins Krankenhaus. Im Juni
kommt es erneut zu einer Schlägerei. Wieder wird der Haupttäter der rechten
Szene zugerechnet. Ebenso wie mehrere Männer, die Anfang Mai einen Punk durch
die Straßen der Bautzener Innenstadt jagen. Trotz dieser Vorfälle geht der
Verfassungsschutz davon aus, dass der Landkreis Bautzen – im Vergleich zu
anderen Regionen des Freistaates – kein Schwerpunkt des Rechtsextremismus ist.
Das gilt nach Einschätzung der Verfassungsschützer sowohl für die so genannten
Kameradschaften als auch für rechtsextremistische Parteien. So sei dem
Kreisverband der NPD nur eine geringe Bedeutung zuzumessen. Im Bereich der
rechten Kameradschaften haben die Verfassungsschützer zwei Zentren ausgemacht:
eines in Bautzen, wo etwa 20 Personen einer losen rechtsextremistischen
Gruppierung zugerechnet werden. Eine zweite Szene mit 15 bis 30 Anhängern
bestehe rund um Cunewalde und Beiersdorf. Geringen Zulauf fanden nach
Erkenntnissen des Verfassungsschutzes zwei Kundgebungen der „Bewegung Deutsche
Volksgemeinschaft“ in diesem Jahr. Die rechtsextremistische Organisation hatte
in Bautzen zu einer Kranzniederlegung und einer Demonstration gegen die
EU-Erweiterung aufgerufen. Die Zahl der Teilnehmer schätzt der
Verfassungsschutz auf je „weniger als drei Dutzend“. Auf ein Wort
Rechtsextreme Vorfälle im Landkreis
(Auswahl)
März: Gruppe Rechter
greift in Cunewalde anderen Jugendlichen an, Unbekannte schmieren in Wilthen
Hakenkreuze und SS-Runen, 10 bis 20 Jugendliche spielen vorm Bautzener
„Kaufland“ laut rechtsradikale Musik ab und zeigen den Hitlergruß;
April: Unbekannte
sprühen Nazisymbole auf den Radweg zwischen Wilthen und Kirschau;
Mai: Kita in Neukirch
mit Nazi-Symbolen beschmiert, Rechtsradikale jagen Punk durch Bautzen, großes
Hakenkreuz an einer Telefonzelle in Bischofswerda;
Juni: Jugendlicher
wird in Cunewalde von Rechten angegriffen, großes Hakenkreuz am Jugendklub Sohland;
Juli: Jugendliche
grölen in Bautzen rechte Parolen, Polizei stellt bei rechter Gruppe Knüppel und
eine Schreckschusswaffe sicher.
(Quellen: SZ,
Amal-Verein)
Freitag, 21. November 2003
Matthias Pfeiffer |
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Streit
um ein Denkmal für die Waffen-SS |
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Neonazis wollen in
Marienfels bei Koblenz gegen geplanten Abriß demonstrieren |
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Marienfels
im Taunus ist mit seinen knapp vierhundert Bewohnern ein beschaulicher Ort.
Am morgigen Samstag aber werden Alt- und Neofaschisten, Polizei und
Antifaschisten indes für Unruhe sorgen. NPD und Kameradschaften haben zu
einer Demonstration unter dem Motto »Reißt Behörden nieder, nicht unsere
Ehrenmäler« aufgerufen. Der Marsch soll zum Marienfelser Friedhof führen, auf
dem sich – noch – ein Gedenkstein für die Toten des Ersten SS-Panzerkorps
befindet. Der Stein wurde 1971 vom Kameradschaftsverband des Korps errichtet
und war seitdem jährlich Treffpunkt von Alt- und Neonazis. |
Freitag, 21. November 2003
Interview:
Markus Bernhardt |
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Hohmänner
und Neonazis: Meinungsfreiheit für alle? |
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Dieter Wiefelspütz,
innenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, stand junge Welt am
Rande des SPD-Bundesparteitages in Bochum Rede und Antwort |
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F: Sie haben
sich immer gegen sogenannte Bannmeilen, in denen nicht demonstriert werden
darf, ausgesprochen. In Bochum wollte sich die SPD genau dieses Mittels
bedienen, um Protestierende vom Tagungsort fernzuhalten. Erst mit einem
Gerichtsentscheid konnte dies verhindert werden. |
Freitag, 21. November 2003
Bund der
Selbständigen soll
Kontakt zu Rechtsextremen haben
Der NRW-Landesverband des
Bundes der Selbständigen steht unter dem Verdacht, mit rechtsextremen Verlagen
zusammengearbeitet zu haben. Stellvertretender Vorsitzender des Bundes ist
Martin Hohmann.
Der Bund der Selbständigen
(BdS), die größte und älteste Mittelstandsvereinigung in Deutschland, steht in
dem Verdacht, Kontakte zur rechtsextremen Szene gepflegt zu haben. Wie das
Fernsehnachrichtenmagazin «Monitor» berichtet, habe der Landesverband
Nordrhein-Westfalen des BdS den Aufbau der Arbeitsgemeinschaft «Stimme der
Mehrheit» unterstützt. In dieser seien seit Jahren rechtsextreme Verlage tätig.
Stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes sei niemand anderer als der
unlängst wegen seiner antisemitischen Äußerungen aus der CDU-Bundestagsfraktion
ausgeschlossene Martin Hohmann.
Der BdS prüfe nun eine Entlassung des Landesvorstandes, so das Magazin. Der Landesvorsitzende Hans Peter Murmann bestritt jedoch, dass es Verbindungen zu der «Stimme der Mehrheit» gebe. Die Homepage der Arbeitsgemeinschaft sei im Zuge der Recherchen gesäubert worden, so das Magazin. Listen mit Büchern rechtsextremer Verlage seien gelöscht worden. Dies wurde vom BdS bestätigt. (nz)