MSNBC gibt Rechtsradikalem eigene Talkshow
Dr. Thomas Grumke

Der amerikanische Fernsehsender MSNBC, bis 2001 Onlinepartner des ZDF, hat seit dem 8. März einen waschechten Rechtsradikalen als Talkmaster. Das Programm: die wöchentliche "The Savage Nation". Michael Savage hat seine Notorität als einer von unzähligen ultrarechten amerikanischen Radio-Talkmaster erlangt, weil er es immer wieder schaffte, noch üblere Beschimpfungen und Beleidigungen über den Äther zu schicken, als die meisten seiner Kollegen. So ließ Savage laut der Organisation "Fairness and Accuracy in Reporting" (FAIR) z.B. 1999 einen Tag vor dem jüdischen Feiertag Yom Kippur Hitlerreden unterlegt mit deutscher Marschmusik abspielen. Obdachlose bezeichnete er als "lebende Ratten", die von der Straße vertrieben werden müßten. Chinesen titullierte der neue MSNBC-Talkmaster als "kleine Teufel", auf deren Land man Atombomben werfen sollte. Amerikaner mit chinesischen Vorfahren müßten in Camps interniert werden, bis sie einen Treueeid auf die USA unterzeichnet hätten. In einer Diskussion über den staatlichen Einsatz der Medien im Zweiten Weltkrieg erklärte Savage: "wir brauchen zur Zeit rassistische Vorurteile über unsere Feinde, damit wir unsere Krieger ermutigen den Feind zu töten".

Unterdessen gab der Sender MSNBC - dessen Eigentümer Microsoft und General Electric/NBC sind - folgende Stellungsnahme ab: "Dadurch, dass wir unseren Zuschauern eine große Bandbreite von starken, polarisierenden Stimmen anbieten, unterstreicht MSNBC seine Verpflichtung sicherzustellen, dass sein Programm keine Einzelmeinungen bevorzugt. Wir ermutigen Diskussionen und weder erwarten noch wollen wir, dass unsere Zuschauer mit allem auf unserem Sender einverstanden sind".

Diese Verlautbarung stößt auch deshalb sauer auf, weil zur gleichen Zeit von Savages Verpflichtung dem Talkshow-Veteranen Phil Donahue der Stuhl vor die Tür gesetzt wurde - spezifisch aus dem Grund, weil ein "müder alter Liberaler" und erklärter Bush-Kritiker in Zeiten des Krieges nicht das Gesicht sei, das MSNBC hohe Einschaltquoten bringe. Donahue muß sich sogar den in den USA wie kaum etwas anderes gefürchteten Vorwurf gefallen lassen, nämlich "unpatriotisch" zu sein. Diesen Vorwurf macht Michael Savage niemand, der unterdessen laut Boston Globe fordert, im Falle eines Krieges die Führer der Anti-Kriegs Demonstrationen verhaften zu lassen.

Es ist kaum zu begreifen, warum gerade NBC, das als erste amerikanische Fernsehstation in zahlreichen prämierten Reportagen und Dokumentationen die Bürgerrechtsbewegung begleitet hat, nun eine solch zweifelhafte Programmpolitik verfolgt. Mit Figuren wie Michael Savage wird dieser Sender bedauerlicherweise seinem eigenen Anspruch nicht gerecht, offene Debatten ermutigen zu wollen, und läuft Gefahr, seinen in vielen Jahren erworbenen guten Ruf zu ruinieren. Vorerst berichtet aber Rupert Murdochs New York Post (10.3.2003) über Savage und seine Show als eine "brise frischen Windes".