Miphgasch/Begegnung e.V.
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10247 Berlin
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Miphgasch/Begegnung e.V.
Verein zur Förderung des Verständnisses zwischen jüdischen und
nichtjüdischen jungen Menschen und Familien
1995 gegründet ist das vorrangige Ziel des Vereins,
Brücken zwischen nichtjüdischen und jüdischen Jugendlichen zu
bauen, junge Menschen zu finden und dazu zu motivieren, sich sozial engagiert
mit ihren Altersgefährten auseinanderzusetzen und als Multiplikatoren eines
toleranten Miteinanders unterschiedlicher Kulturen zu fungieren.
Diese Ziele sollen insbesondere durch internationale
Begegnungen (hebräisch: Miphgasch) von jungen Menschen und Familien aus
Deutschland und Israel, durch die Unterstützung von Projekten, die sich
mit der Erforschung deutsch-jüdischer Geschichte und der Verbesserung des
Verständnisses zwischen unterschiedlichen Kulturen in der Gegenwart beschäftigen
und durch die Organisation und Durchführung von Bildungsveranstaltungen,
wie Zeitzeugengespräche mit Schülern, Beratung von Jugendprojekten
und Öffentlichkeitsarbeit erreicht werden
Der Verein ist Träger der Jugendgeschichtswerkstatt "Für Juden
verboten - Jüdischer Alltag in Berlin". In ihr beschäftigen sich
Jugendliche in ihrer Freizeit mit der Diskriminierung der Juden ab 1933 sowie
mit aktuellen Formen von Ausgrenzung, Diskriminierung, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit.
von
respectABel - Aktion Berlin gefördertes Projekt:
Ich lass´ mich doch nicht für dumm verkaufen...!
Nationalsozialistische Propaganda früher und heute
Ziel des Projektes ist es, Jugendliche und andere Interessierte zu sensibilisieren, nationalsozialistische Propaganda zu erkennen, auf diese nicht hereinzufallen und Gegenargumente und Gegenstrategien zu finden.
Das Projektvorhaben entstand auf Initiative der in der Jugendgeschichtswerkstatt engagierten Jugendlichen, die sich gern mehr mit der Perspektive der Täter während des NS befassen möchten, wobei auch der heutige Nationalsozialismus eine Rolle spielen soll. In einer ersten Vorbesprechung wurde verabredet, dass es mehrere Seminare zu dem Thema geben wird und dass als Abschluss des Projektes eine öffentliche Aktion durchgeführt werden soll.
Folgende Seminare wurden bisher veranstaltet:
1. Einführungsseminar: Kennenlernen
der Teilnehmer, Nationalsozialismus - wichtige Ereignisse, Ideologie der NPD
Bei diesem Seminar erhielten wir einen Überblick über die wichtigsten
Ereignisse, die zur Konsolidierung der NS-Diktatur führten. Scheinbare
Tatsachen, wie z.B. der Abbau der Arbeitslosigkeit unter dem NS-Regime wurden
näher betrachtet.
Im aktuellen Teil befassten wir uns mit der Strategie der NPD beim Versuch,
neue Mitglieder zu werben. Wir lernten, dass die NPD mit ihrem sogenannten Drei-Säulen-Konzept
versucht, die "Straßen, Köpfe und Parlamente" zu erobern.
Wir lernten auch, dass die Aussagen der Strategen oft sehr widersprüchlich
sind, je nachdem, an welche Zielgruppe sie gerade gerichtet sind. In diesem
Teil wurde deutlich, dass wir uns in einem weiteren Seminar Originaltexten von
Neonazis widmen und die Symbole und Musik näher kennen lernen möchten.
2. Filmabend: Ingo Hasselbach - Ein Neonazi
steigt aus.
In einer Abendveranstaltung sahen wir den Film Ingo Hasselbach - ein Neonazi
steigt aus. Der Film vermittelte einen Eindruck vom Leben in der Neonaziszene
und von den Schwierigkeiten, die sich mit dem Ausstieg verbinden. Der Film warf
aber auch viele Fragen auf. So diskutierten wir über die Glaubwürdigkeit
der Peron Hasselbach. Vor allem die Frage, wie es zu dem Sinneswandel kam, blieb
offen. War Hasselbach wirklich frei von NS-Gedankengut nach dem Ausstieg? Wie
kam es dazu? Wie kommt es, dass ein Mensch sich so grundlegend ändert?
So wurde der Wunsch geäußert, sich näher mit einem Aussteigerprogramm
für Neonazis zu befassen.
3. Seminar zu rechtsextremer Ideologie,
Musik, Strategiepapiere von Neonazis, Symbole
In diesem Seminar befassten wir uns näher mit der Strategie der
NPD, vor allem Skinheads für ihre Reihen zu werben. Wir befassten uns dabei
mit den Symbolen der Neonazis, vor allem aber mit Strategiepapieren und rechter
Musik. Anhand der Musik wurde deutlich, dass die NPD verschiedene Mittel nutzt,
um Sympathien bei den Mitläufern zu wecken. Neonazistische Musik gibt es
in allen Richtungen, also von Rockmusik über Rap, Hiphop bis hin zu "Partyschnulzen".
Wir hörten verschiedene (eigentlich bekannte) Lieder, die von den Nazibands
mit veränderten Texten versehen wurden. So wurde aus dem Sonderzug
nach Pankow' der Sonderzug nach Mekka', das Lied Die Kreuzberger
Nächte sind lang' wurde ebenso von den Nazis verschandelt wie auch Guten
Morgen liebe sorgen' und viele andere. Für Dorfkneipen sicher ein effektives
Medium... Die Texte der Lieder sind eigentlich unerträglich, es wird ohne
Zögern zu Gewalt und Rassenhass gehetzt. Die Jugendlichen waren schockiert,
dass sogar Lieder aus dem linksalternativen Spektrum, wie z.B. Ton, Steine und
Scherben, von den Neonazis für ihre Zwecke missbraucht werden.
4. Vortrag: Ein Aussteiger berichtet
Ein besonders eindrücklicher Abend war das Gespräch mit dem
ehemaligen Neonazi Matthias Adrian, der uns von seiner eigenen Biografie und
vom Aussteigerprogramm exit erzählte. Nicht nur seine lebendige Erzählweise
machte den Abend interessant, sondern vor allem die Schlussfolgerungen, die
durch seine Biografie deutlich wurden. Herr Adrian war seit dem 13. Lebensjahr
aktiver Neonazi und berichtete, dass er an keinem Punkt in seinem Leben auf
klaren gesellschaftlichen Widerspruch gestoßen ist. Seine Ansichten wurden
entweder ignoriert, toleriert oder sogar unterstützt. Hieraus ergeben sich
für unsere Arbeit natürlich die klare Konsequenzen, nämlich dazu
aufzurufen, solche Ansichten und Tendenzen nicht widerspruchslos zu akzeptieren.
Dies wird sicherlich eine der Hauptbotschaften bei der von uns geplanten Straßenaktion
sein.
Folgende Seminare/Veranstaltungen stehen noch auf dem Programm:
1. Das Frauenbild im NS, Frauen als Täterinnen
im NS, Frauen bei Neonazis
2. Goebbels Propaganda - was machte sie so wirksam?
3. Vorbereitung und Durchführung einer Aktion als Abschluss