Förderprogramm respectABel - Aktion Berlin
Stichprobenmäßige Erhebung des Förderzeitraums 2002/2003
Inhalt:
Programmziele waren:
In diesem Programm wurden gezielt kleine Initiativen vor Ort gefördert und auf ein verbindendes inhaltliches Anliegen hin unterstützt. Das heißt, Projekte und Gruppen unterschiedlicher Träger - vor allem auch in bezirklichen Einrichtungen und Schulen - sollten ermutigt werden, sich inhaltlich mit den Programmzielen auseinander und diese in Aktionen umzusetzen. Die maximale Förderhöhe war dabei auf 7.500 € für jedes Projekt beschränkt.
Nach der Bereitstellung der Mittel im Oktober 2002, wurde ein Konsortium der drei oben genannten Stiftungen, in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport und der Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz tätig. Eine Kooperationsvereinbarung regelte die Umsetzung.
Für die Trägerberatung wurde ab dem 01.10.2002 ein Projektbüro eingerichtet. Das in der Obentrautstraße 55 in 10963 Berlin eingerichtete zentral gelegene Projektbüro erfüllte folgende Funktion bzw. Aufgaben:
Die weitere Bearbeitung der Förderung übernahmen dann
zu gleichen Teilen die beteiligten Stiftungen, d.h. Bewilligung, Mittelzuweisung,
Bearbeitung von Umwidmungen, Verwendungsnachweisprüfung und Bescheidung.
Über den Förderbedarf einerseits und die Fördermöglichkeiten
andererseits gibt die Übersicht Auskunft.
Förderanträge | 235 |
Antragssumme | 1.316.076 € |
Geförderte Projekte | 66 |
Fördersumme | 324.213,90 € |
Durchschnittlicher Förderbetrag pro Projekt | ca. 4.500 € |
Das Aktionsprogramm traf in seinen Zielsetzungen und Verfahren
die Interessenlage vieler Schulen und Schulklassen:
Von den insgesamt 66 Projekten wurden 19 Projekte an oder in
Zusammenarbeit mit Schulen (z. T. in Kooperation mit Fördervereinen u.a.
freien Trägern) gefördert.
Für Einzelprojekte wurden Fördersummen zwischen 565 € und 7.500
€ gewährt. Die Projekte bzw. Fördermittel verteilen sich wie
folgt auf die Berliner Bezirke (Zuordnung nach Trägeranschriften):
Bezirk | Anzahl |
Charlottenburg-Wilmersdorf | 5 |
Friedrichshain-Kreuzberg | 9 |
Lichtenberg-Hohenschönhausen | 2 |
Marzahn-Hellersdorf | 2 |
Mitte | 13 |
Neukölln | 2 |
Pankow | 8 |
Reinickendorf | 7 |
Spandau | 2 |
Steglitz-Zehlendorf | 4 |
Tempelhof-Schöneberg | 7 |
Treptow-Köpenick | 1 |
überbezirklich | 4 |
In die Projekte, die im Rahmen dieses Programmteils gefördert wurden, waren rund 6.260 Kinder und Jugendliche einbezogen, davon fast ein Viertel (22 %) Teilnehmerinnen mit Migrationshintergrund.
Projektteilnehmerstruktur (nur geförderte Projekte, Zahlen gerundet) | |
Teilnehmerinnen insgesamt | 6.680 |
davon | |
Teilnehmer innen unter 12 Jahre | 730 |
Teilnehmer innen von 12 - 20 Jahre | 5.000 |
Teilnehmer innen von 20 - 27 Jahre | 540 |
Teilnehmer innen über 27 Jahre | 420 |
davon | |
Teilnehmer innen mit Migrationshintergrund | 1.320 |
4.
Auswertung der stichprobenartigen Erhebung
Alle Projekte, die ihre Arbeit bis zum Ende April 2003 abgeschlossen
hatten, wurden in leitfadengestützten Interviews durch Mitarbeiterinnen
des Projektbüros befragt.
Von 20 ausgewählten Projekten konnten 17 Projekte befragt werden.
Zu 1 Wie wurden Sie auf das Förderprogramm
aufmerksam?
Neben 6 Projekten, die durch persönliche Ansprache von RespectABel
erfuhren, gab es diverse andere Stellen die auf das Programm aufmerksam machten:
Civitas, ´Servicestelle Jugendbeteiligung´, Schulen, und das ´Zentrum
demokratische Kultur´.
Nach Anregungen befragt, wie Jugendliche noch erreicht werden könnten,
gab es eine 6 - fache Nennung des Bereichs Schule. Diese scheint zentraler Bezugspunkt
für Jugendliche zu sein.
Ebenso wurde die Verbreitung über die ANTIFA - Bewegung, Theater Strahl,
Quartiersmanagement, Stadtteilzentren, Medien (Radio, Fernsehen, Zeitung), Jugendzeitungen
empfohlen.
Zu 2 Welche Ziele wurden vorrangig
mit dem Projekt verfolgt?
· Infos zur Geschichte
· Reaktion auf rechte Vorkommnisse
· Beteiligung von Jugendlichen an politischen Prozessen
· Dialog zwischen Politik und Jugend fördern
· Netzwerke schaffen
· Positionierung gegen Rechts im Kiez unter Einbeziehung von Lehrerinnen,
Eltern, Jugendlichen
· Schauspielerisch am Thema Respekt und Toleranz arbeiten
· Förderung von Solidarität und kulturellem Austausch
· Mit Infos zur Geschichte den Bezug zur Gegenwart herstellen und Diskussion
und Argumentation fördern
· kulturelle Verständigung
· bezirksorientierte Vernetzung
· Prävention gegenüber Konfliktpotential
· politische Bildung für rechtsgerichtete Jugendliche angelehnt
an ihr Bildungsniveau
· Geschichtsaufarbeitung mit Hilfe von Zeitzeuginnen, Initiierung von
verschiedenen Aktionen, Vermittlung und Erlernen verschiedener Moderationstechniken
· Lösen von realen Konflikten durch die Schülerschaft
· Akzeptanz fördern, Integration von Mädchen im Sport, Ausgrenzung
aus Glaubensgründen von Mädchen durch Veranstaltung im öffentlichen
Raum vermeiden
· Kunst als Medium: Bewusstseinsentwicklung auf sensibler Ebene durch
künstlerische Arbeit: gemalt, gesprochen, getanzt
· Jugendliches Engagement, Vernetzung, Initiierung neuer Projekte
Zu 2.3 Ergaben sich während des Projektverlaufs Anregungen für eine Weiterführung des Projekts (evtl. mit anderem Schwerpunkt)?
Bei 12 der 17 Projekte gab es während des Projektverlaufes Anregungen für eine Weiterführung und -entwicklung, sodass mit der Förderung ein mittel- bis langfristiges Engagement initiiert werden konnte.
Zu 2.4 Konnten bereits bestehende Projekte durch diese Förderung qualitativ verbessert werden?
Bei 7 der befragten Projekte war die RespectABel - Förderung in ein bereits bestehendes Projekt geflossen und hatte dort qualitative Verbesserungen möglich gemacht. 5 der Projekte hatten ihre Arbeit ganz neu begonnen.
Zu 3.1 Waren Jugendliche an der Planung des Projektes beteiligt bzw. wurden als Multiplikatorinnen innerhalb des Projektes aktiv?
In 10 der befragten Projekte waren Jugendliche nicht nur als Multiplikator innen, sondern auch bei der Planung und Durchführung der Projekte aktiv beteiligt.
Zu 3.2 Konnten durch das Projekt auch bisher außenstehende Jugendliche angesprochen werden?
Ebenfalls konnten bei 8 der befragten Projekte bisher außenstehende Jugendliche im Rahmen der Aktivitäten eingebunden werden.
Zu 4.1 Wie beurteilen Sie die Wirkung des Programms RespectABel auf die Jugendarbeit in Ihrer Einrichtung / in Ihrem Bezirk? (Mehrfachnennungen waren möglich)
Nr.:1 | Das politische Interesse ist gestiegen. | 5 |
Nr.:2 | Jugendlichen wurde neuer Raum für ihre Initiativen eröffnet. | 5 |
Nr.:3 | Bereits bestehende Vernetzungsstrukturen zu anderen Jugendeinrichtungen konnten ausgebaut werden. | 5 |
Nr.:4 | Es konnten neue Vernetzungsstrukturen aufgebaut werden. | 7 |
Zu 5.1 Nahm Ihr Projekt am Berlinweiten ´Kleinen Jugendforum´ im März 2003 Abgeordnetenhaus teil?
Lediglich 3 der befragten Projekte haben am `Kleinen Jugendforum` teilgenommen.
Zu 5.2 Beabsichtigen Sie, am ´Großen Jugendforum´ im Dezember teilzunehmen?
Ja | nein | vielleicht |
6 | 5 | 3 |
Zu 6 Wie gestaltet sich der Kontakt zum SPI -Netzwerk Demokratie Berlin?
Ja | nein | flüchtig |
5 | 8 | 1 |
Zur Mehrheit der befragten Projekte ließ sich offensichtlich kein Kontakt herstellen. Dieser Umstand ist im Zusammenhang zu sehen, mit einer langen Phase der Unklarheit über eine mögliche Finanzierung, sowohl zu Beginn von RespectABel, als auch erneut auftretend im weiteren Verlauf des Programms.
Zu 7 Welche besonderen Gegebenheiten in Ihrem Bezirk haben Auswirkungen auf die Umsetzung des Projektes ?
Dominanz von rechten Strukturen | 3 |
Hoher Ausländeranteil | 2 |
Kulturelle Vielfalt, Bandenstruktur, Kriminalität | 1 |
kulturelle Vielfalt der Schülerinnen | 1 |
Gewalttätigkeiten | 1 |
Zu 8 Platz für Verbesserungsvorschläge, Wünsche, Anregungen an das Projektbüro:
Kontinuierliches Förderprogramm | 3 |
bessere Vernetzung | 2 |
Förderprogramm früher im Jahr starten (längerer Vorlauf) | 2 |
zeitlicher Druck | 1 |
Abrechnung kompliziert | 1 |
Einladung zu Abschlussveranstaltung | 1 |
Bewilligung stand im Internet bevor Bewilligung schriftlich kam | 1 |
5.
Schlussfolgerungen und Perspektiven
Grundsätzlich ist ein transparentes und öffentliches Ausschreibungsverfahren mit kurzen Bearbeitungszeiten und zügigen Förderentscheidungen der Vorteil dieser Programmkonstruktion.
Eine verzögerte Mittelbereitstellung führte allerdings zu vielen Irritationen und sollte künftig durch geeignete Haushaltsteuerung vermieden werden. Da das Programm -statt wie zunächst geplant im März- erst im Oktober beginnen konnte, jedoch an die Jährlichkeit des Haushaltes gebunden war, traten die Förder- und Abrechnungsformalitäten derart in den Vordergrund, dass z.T. inhaltliche Aspekte an Relevanz verloren.
Bemerkenswert ist, dass die konzeptionellen Vorgaben des Programms in den Projekten umgesetzt und mit Leben gefüllt werden konnten.
Die große Zahl an Anfragen von Initiativen und Trägern nach der Fortsetzung des Programms, zeigt die Bedeutung und nachhaltige Aktivierung. Eine Fortsetzung des Programms ist sinnvoll und notwendig.
6.
Verbesserungsvorschläge des Projektbüros
1.
Betrachtet man das Verhältnis der Beantragungen und Bewilligungen im Hinblick
auf die Bezirke, in denen, bzw. für die Projektmittel beantragt wurden,
wird deutlich, dass die Bezirke Lichtenberg -Hohenschönhausen, Marzahn-Hellersdorf,
Neukölln, Steglitz-Zehlendorf hier die Schlusslichter bilden, und dass
es auch bei den überbezirklichen Anträgen nur eine geringe Zahl an
Bewilligungen gegeben hat.
Ob und inwiefern der Aspekt der Verteilung auf die Bezirke in die Antragsberatung
und Jury -Entscheidungsfindung einfließen könnte, bzw. sollte oder
aus dem Blickwinkel der inhaltlichen Qualität von Anträgen heraus
ignoriert wird, gilt es zu überdenken.
2.
Bereits innerhalb des Bewilligungsbescheids sollte den Projekten folgende Auflagen
erteilt werden:
3.
Das Antragsformular - und hier speziell der Kosten- und Finanzierungsplan -
sollte nochmals überarbeitet werden, da es hier für das Projektbüros
einen ungewöhnlich hohen und unnötigen Klärungsbedarf gab, wobei
aber der unbürokratische, niedrigschwellige Antragsweg sehr geschätzt
wurde und unbedingt erhalten bleiben sollte.
4.
Insgesamt gilt es überlegen, für welchen Personenkreis das Förderprogramm
konzipiert ist, ob es z.B. lediglich für Kinder und Jugendliche ab 14 Jahre
gedacht ist. Projekte, die für kleinere Kinder gedacht waren, und die ihren
Schwerpunkt in der Prävention von Fremdenfeindlichkeit, z.B. durch das
Kennen Lernen anderer Kulturen hatten, konnten der in den Präambeln festgelegten
Notwendigkeit, dass Kinder und Jugendliche maßgeblich an der Konzeptionierung
und Umsetzung der Projekte beteiligt sein müssen, nicht ausreichend gerecht
werden.